597. Bremer Montagsdemo
am 12. 12. 2016  I◄◄  ►►I

 

Willkommene Anlässe zu
Hetze und Staatsterror

Wolfgang Lange1. Nach dem CSU-Parteitag hat jetzt auch CDU auf ihrem Parteitag einen Rechtsruck vollzogen. Eine „Volkspartei“ war CDU noch nie, aber das tritt jetzt deutlicher hervor: Die CDU ist ganz und gar eine Partei des Monopolkapitals. In dessen Interesse forderte der Parteitag die Ablehnung einer Vermögensteuer und einer Erhöhung der Erbschaftsteuer; die Verlängerung der Lebensarbeitszeit; den Ausbau von Bundespolizei, Bundeskriminalamt, Bundeswehr und Geheimdienst sowie die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft.

Vor allem soll aber weiterhin die „Balkanroute“ geschlossen bleiben, die Abschiebung beschleunigt und die „Aus­rei­se­ge­wahr­sam­keits­dau­er“ (welch ein Wort!) von vier Tagen auf vier Wochen verlängert werden. Schiffbrüchige Flücht­lin­ge sollen in afrikanische Lager deportiert, mit afrikanischen Staaten Abkommen nach Vorbild des EU/Tür­kei-Deals geschlossen werden. In diesem Sinn hält die Hetze gegen Flüchtlinge an, und das nicht nur von AfD oder „Pegida“, sondern bald jeden Tag in der Presse.

Es gab brutale Vergewaltigungen in Freiburg und Bochum, und die Ermordung des Opfers in Freiburg durch einen Migranten wird benutzt zu suggerieren, dies komme durch die „Flüchtlingswelle“. Dazu sagt Oliver Malchow, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei: „Die Taten sind abscheulich und grausam, aber daraus einen direkten Zusammenhang zur ‚Flüchtlingswelle‘ herzustellen, missbraucht die Opfer ein zweites Mal“. Laut Veröffentlichung des Bundeskriminalamts gehen von Flüchtlingen1,1 Prozent der Sexualstraftaten und 0,14 Prozent der Tötungsdelikte ausgehen, sie sind also unterrepräsentiert in der Statistik.

Vergewaltigungen sind nicht ein Problem anderer „Kulturkreise“ oder des Islam, wie in der „Bild“-Zeitung gehetzt wird, sondern Bestandteil der besonderen Unterdrückung der Frau, und das überall, auch hier. Die meisten Vergewaltigungen und sonstige Gewalt gegen Frauen gibt es in den Familien. Jährlich werden in Deutschland etwa vier Millionen Frauen von ihren Ehemännern misshandelt. Bestimmt gibt es noch eine viel höhere „Dunkelziffer“, aber CSU-Chef Seehofer setzte sich erst vor Kurzem vehement dagegen ein, Vergewaltigung in der Ehe für strafbar zu erklären. Beim diesjährigen Oktoberfest wurden 16 Vergewaltigungen angezeigt, aber keine einzige wurde von einem Flüchtling begangen. Alle Täter müssen streng bestraft werden – und rassistische Hetze gegen Migranten ebenfalls!

 

2. In Aleppo sind die von Assad und Russland bekämpften sogenannten Rebellen genauso reaktionär und grausam. Beide Seiten bringen die Bevölkerung um, zerstören Krankenhäuser und töten ganze Familien. Zu den durch die USA unterstützten „Rebellen“ gehören ebenso faschistische Kräfte, zum Beispiel die „Al-Nusra-Front“, wie es der „Islamische Staat“ ist.

Immer mehr Menschen fliehen in die drei von den „Demokratischen Kräften Syriens“ besetzten Stadtteile im Norden Aleppos. Zu ihnen gehören die kurdischen Kämpfer der YPG-„Volksverteidigungseinheiten“; sie greifen ebenfalls die faschistischen Kräfte an. Inzwischen haben sie Tausende Zivilisten in Sicherheit gebracht. Genau diese demokratischen Kräfte Syriens sind vom faschistischen Präsidenten Erdogan zu Hauptgegnern auserkoren worden.

Die Anschläge am Wochenende in Istanbul, von der TUK, den „Freiheitsfalken Kurdistans“ verübt, werden als Anlass genommen, den Krieg gegen die Ar­bei­ter­par­tei Kur­dis­tans (PKK), die sich davon distanziert hat, und überhaupt gegen alle Kurden zu intensivieren. Da kann die PKK noch so oft erklären, dass die TUK nicht zu ihr gehört – das interessiert Erdogan überhaupt nicht.

Auch im deutschen Fernsehen wird wider besseres Wissen die TUK als „Splittergruppe der PKK“ bezeichnet. Diese Anschläge sind für die faschistische türkische Regierung der willkommene Anlass, den Staatsterror gegen alle fortschrittlichen Kräfte und gegen alle freiheitlichen Bestrebungen zu verschärfen. Und die Bundesregierung unterstützt Erdogan dabei!

Wolfgang Lange (MLPD)
 
Am Sonntag, dem 18. Dezember 2016, zeigt das „Kurdistan-Solidaritätskomitee Bremen“ um 16 Uhr in der Reihe „Filmsonntag“ im „Grünen Zweig“, Erlenstraße 31, den Film „Die Kinder von Diyarbakir“, einen vielfach ausgezeichneten Spielfilm über ein kurdisches Geschwisterpaar, dessen Eltern vom türkischen Geheimdienst ermordet werden und die als Straßenkinder für ihr Überleben kämpfen müssen. Eintritt gegen Spende zum Wiederaufbau der zerstörten kurdischen Städte in der Südosttürkei.

 

Aufruf zur Gegenwehr

Hans-Dieter Binder Überprüfungs­anträge nach § 44 SGB X sind in diesem Jahr noch für die Zeit ab 1. Januar 2015 möglich! Schenkt euch selbst „Gegenwehr“ zu Weihnachten: Den Eigenanteil zu den Kosten der Unterkunft sparen, abgelehnte Anträge wieder aufleben lassen, Kürzungen durch Sanktionen zurückholen und alles, was euch verwehrt wurde! Zeigt, dass ihr lebt! Es lohnt sich! Es geht allein in Bremen für 2015 um über fünf Millionen Euro. Wenn euch jemand sagt, die Mietrichtwerte der Verwaltungsanweisung seien richtig und sattelfest, und ihr sollet den Widerspruch einfach bleiben lassen, dann lügt dieser Mensch!

Auch Fachleute wurden von Behördenvertretern dazu angehalten: Bremen setzt die Mietobergrenzen fest – und ihr habt euch daran zu halten! Wer das tut, rät vom Überprüfungsantrag oder Widerspruch ab. Es gibt nur ein einziges Gerichtsurteil zu diesem Sachverhalt, weil alle, die ihren Differenzbetrag eingefordert haben, diesen auch erhielten, wenn sie sich nicht einwickeln, also von ihrem Vorhaben abhalten ließen. Es wurde ihnen ausgeredet! Das ist Rechtsbeugung von ansonsten kompetenten Leuten! Wenn es noch Rückfragen gibt: Wir sind am 19. Dezember noch einmal auf dem Hanseatenhof, ab 2017 dann wieder in Bremens „Guter Stube“. Allerdings sind Überprüfungsanträge rückwirkend auf den 1. Januar 2015 nur bis zum 31. Dezember 2016 möglich. Es gilt das Eingangsdatum beim Jobcenter!

Hans-Dieter Binder („Die Linke“, „so:leb – Sozialer Lebensbund“)
 
Ultra-Kapitalismus: Die Minister in Dagobert Trumps Kabinett besitzen mehr Privatvermögen als ein Drittel der US-Bevölkerung zusammen („Spiegel-Online“)
Einladung zur Jahresabschlussfeier 2016 der Bremer Montagsdemo
www.Bremer-Montagsdemo.de – 17:30 Uhr am Marktplatz