Auf der letzten Montagsdemo habe ich über „Earth Overshoot Day“ berichtet und Ursachen beschrieben. Mein persönliches „Greenwashing“ ist zwar, dass ich noch nie ein Privatauto besessen und mein ganzes Berufsleben lang den öffentlichen Personennahverkehr benutzt habe. Auch bin ich seit 30 Jahren ehrenamtlich daran beteiligt, „Greenpeace“ und ähnliche Informationen und Gedanken öffentlich zu vertreten und danach zu leben. Doch zähle auch ich, nicht nur statistisch, zu den deutschen Verschwendern, die einen der höchsten Lebensstandards der Erde genießen dürfen.
Auch ich trage beispielsweise mit zehn bis zwölf Tonnen Kohlendioxid-Emission pro Jahr zum Klimawandel bei. Auch ich bin daran beteiligt, dass zur Erhaltung meines Standards die Ressourcen von etwa zwei Erden verbraucht werden. Vielleicht sind es bei mir auch 1,3 Erden und „nur“ acht Tonnen, doch das gleicht sicher ein einziger Elektro-SUV-Fahrer für mich wieder aus. Es wird nichts bringen, beispielsweise nach Afghanistan auszuwandern, wo der „Erde-Verbrauch“ noch unter einer Erde liegt.
Es bringt auch nicht viel, private und andere Klimasünder informieren zu wollen. Die werden wir hier auf dem Marktplatz kaum finden. Inzwischen sollte allgemein bekannt sein, dass bei der Verbrennung von einem Liter Treibstoff oder Heizöl drei Kilogramm Kohlendioxid und viele andere Schadstoffe in unsere Atemluft geblasen werden. Jede(r) sollte wissen, wie viel Liter davon sie oder er pro Jahr davon verbraucht; dann kann damit schon der größte Teil des persönlichen Anteils am Klimawandel berechnet werden.
Mehr oder weniger genau ist das heute feststellbar mit einer von vielen Kohlendioxid-Bilanz- oder -Fußabdruck-Apps, für die mehr oder weniger Fragen gestellt werden. Wir hören seit Jahrzehnten die gleichen Versprechen von Maßnahmen und Lösungen. Doch die Entwicklung, in Zahlen ausgedrückt, wird immer schlechter. Ich bin doppelt frustriert, denn es gibt keine schnellen, praktischen Lösungen mehr für Probleme, die seit Jahrzehnten geleugnet, heruntergespielt und verschleppt wurden.
Bewusst lebende jüngere Leute haben die Situation durchschaut. Sie fordern schnelle, drastische Lösungen und stellen sogar ihren Lebensstandard und unsere Regierungsform in Frage, Es gibt aber niemanden mehr, der schnell wirksame Verbesserungen herbeiführen kann, denn die globalen Problem übertreffen alles bisher da gewesene. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte kann heute niemand mehr aufholen, und die damaligen Verantwortlichen gibt es nicht mehr.
Die heute Zuständigen sind ganz einfach überfordert. Deshalb können sie nichts mehr wirksam ändern, und ihre Aktivitäten erschöpfen sich in gegenseitigen Beschuldigungen und sinnlosen Machtkämpfen um ihre eigenen Interessen. Betroffen sind nicht nur die Kritiker, sondern auch die Verursacher selbst. Sie sind nur etwas später dran. Doch zuerst sind es jüngere Leute und Nicht-Verursacher, die es schon millionenfach gibt, genannt Klimaflüchtlinge.
Nach meiner Befürchtung beziehungsweise bisherigen Erfahrung werden sie das in dieser Gesellschaftsform nicht erreichen. Auch sie spüren das wohl selbst, weshalb eine ihrer Parolen lautet: „System Change not Climate Change“. Unsere Demokratie scheint zu versagen. So frei sie auch scheinen mag, es herrschen doch Kapital und Wirtschaft, die unendliches Wachstum vorgaukeln. Also ist es eigentlich eine Wirtschaftsdiktatur, die wir zulassen. Die meisten Menschen hierzulande sind so verblendet, dass sie es nicht mal merken. Und wenn sie protestieren, dann aus Angst vor bösen Russen, oder um vorbeugend ihren „aufgezwungenen Wohlstand“ zu schützen, beispielsweise vor Flüchtlingen.
Zur anstehenden Europawahl sind auf meinem Stimmzettel 34 Parteien und Gruppierungen aufgestellt, von denen ich eine wählen darf. Seit Jahrzehnten kämpfen Splitterparteien wie beispielsweise die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands, die auch das System umwandeln will in einen „idealen Sozialismus“. Es gibt eine Minderheit, die einen parlamentarischen Weg ablehnt, um das System zu ändern, und einen schnellen, wirksamen Weg nur in einer Revolution, gegebenenfalls mit (Waffen-)Gewalt, sieht, die Revolutionäre Kommunistische Partei.
Dann gibt es Aktivisten, die „Anarchismus“ fordern, was sich zwar erschreckend anhört, als Wort aber nur „ohne Herrscher“ heißt. Gemeint ist natürlich ein braver „kommunistischer Anarchismus“, also ein System ohne Alleinherrscher, sondern es herrscht die Kommune. Kommunistische Gedanken werden immer stärker kritisiert, weil das die meisten Menschen mit Vorurteilen sehen und schon bei dem Wort erschrecken. Dabei leben wir in Deutschland alle in Kommunen, die aber heute meistens „Gemeinden“ genannt werden. Wenn jemand öffentlich selbst von einem „idealen Kommunismus“ redet, wird ihm kaum jemand zuhören.
Aktuell gehen in einigen deutschen Städten Gruppen auf die Straße, um lautstark als beste Lösung ein Kalifat zu fordern. Im Juni 2014 gab es schon mal einen Irrsinnigen Spinner (IS) namens Abu Bakr al Baghdadi, der in Mossul für Irak und Syrien ein Kalifat ausrief, aber es nicht nach seinen Vorstellungen geschafft hat. Ich denke, das wird hierzulande sehr unwahrscheinlich. Selbst wenn es ein „ideales Kalifat“ sein sollte, was immer das auch sein mag. Es ist aber wichtig, gewalttätig auftretende Gruppen und Einzeltäter kritisch zu beobachten und zu verfolgen.
Eher stelle ich mir ein System vor, das, auf „normaler Vernunft“ und Naturgesetzen basierend, Fortschritte oder eine bessere Lösung der globalen Missstände bringt. Doch dazu müssten die meisten Menschen einen höchstmöglichen Bewusstseinszustand erreichen, in dem sie bei ihren Entscheidungen alle Dynamiken des Lebens berücksichtigen, nicht nur das eigene Ich beziehungsweise den maximalen Profit, was wahrscheinlich bei fast allen Menschen Normalzustand ist.
Es gibt eine weitere Lösungsmöglichkeit, die von der Natur angenommen werden kann, wozu aber ebenfalls ein hoher Grad an bewusster Einigkeit nötig ist. Je größer die Gefahr, umso schneller und effektiver bildet sie Schutzsysteme gegen natürliche Fressfeinde, ohne Diskussion, ohne Diktator, militärischen Drill oder sonstige Befehle, eine gemeinsame „Schwarmintelligenz“. So etwas haben Menschen in globalem Ausmaß, wie es heute nötig wäre, bisher noch nicht bewusst geschafft.
Die Natur wird weiterhin ihre Gesetze verfolgen, und es spielt für sie keine Rolle, ob es die „Letzte Generation“ trifft, die das erkennt, oder wenige Generationen davor, die zum großen Teil nicht nur das Klima-Chaos nachweislich verursacht haben. Wir brauchen nicht mehr in weit entfernte Inselparadiese in den Urlaub zu fliegen, um mitzuerleben, wie sie im Plastikmüll oder im steigenden Meeresspiegel versinken. Auch hierzulande kann nicht nur im Fernsehen miterlebt werden, wie vierrädrige Blechkübel der Hauptverursacher von reißenden Bächen und überfluteten Straßen fortgespült werden. Wo gibt es deutlichere Botschaft als diese Bilder?
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, liebe Leute, bei der letzten Europawahl ging nur jede(r) Zweite zur Wahl. 50 Prozent gingen also nicht wählen. Wenn auch nur ein Teil von ihnen die „Internationalistische Liste / MLPD“ wählen würde, wäre diese nicht mehr totzuschweigen, wie es momentan noch gemacht wird.
„Versinke nicht in Resignation. Such keine neuen Stellvertreter. Werde selbst aktiv! Wähl die Internationalistische Liste / MLPD und schließ dich unserem Kampf an, damit sich grundsätzlich was ändert!“, heißt es im 10-Punkte-Programm zur Europawahl.
Wir haben als Hauptlosung in diesem Wahlkampf „Echter Sozialismus statt globaler Umweltkatastrophe“. Das dazu erschienene Buch „Die globale Umweltkatastrophe hat begonnen“ ist das derzeit am meisten zensierte Buch in Deutschland. Die Verfasser äußern sich dazu in einer Erklärung.
Wer also noch nicht per Briefwahl gewählt hat: Geht bitte am Sonntag ins Wahllokal und gebt der „Internationalistischen Liste / MLPD“ eure Stimme! Das ist unter Garantie dann keine verschenkte Stimme.
Außerdem möchte ich euch alle herzlich einladen: Am Sonntag, dem 16. Juni 2024, machen wir um 10 Uhr eine Veranstaltung mit Diskussion: „Schluss mit dem Völkermord in Gaza – Perspektive des palästinensischen Befreiungskampfes“. Anschließend gibt es ein gemeinsames Mittagessen. Ort ist das „Rote Atelier“ im „Kunz“, Sedanstraße 12 (Bremen-Neustadt).
„Die Gestalt des Juden, der sich vor dem ehrwürdigen Richter mit Perücke windet, findet einen tiefen archetypischen Widerhall ... Herr Abramowitz ist nämlich kein Individuum, das eine individuelle Straftat begangen hat; er ist eine volkstümliche Überlieferung ... Und genau dies ist das Argument, das für einen jüdischen Staat spricht. Die eigentümliche soziale Struktur und die Verhaltensmuster, die den Juden in der Diaspora in Jahrhunderten der Abgrenzung aufgezwungen wurden, dieser unheimliche Geruch nach Andersartigkeit, nach Vagabundiererei und Betrügereien, welcher Herrn Abramowitz umgibt, der von nirgendwo kommt und nirgendwo dazugehört, lässt ihn gleichzeitig übermenschlich erscheinen, ein Mann ohne Schatten, das Produkt verdichteter Überlieferung. Wann immer man ihn bei lebendigem Leib verbrennt, ihm ein Messer in den Bauch stößt oder Gas in seine Lungen pumpt, taucht er wie ein Springteufel wieder auf und bietet mit einem noch abscheulicheren Lächeln einen gebrauchten Anzug oder eine Immobilienaktie an. Dieses eintönige Schauspiel läuft inzwischen seit zwanzig Jahrhunderten, und nichts deutet darauf hin, dass es im 21. Jahrhundert endet.“
Dies schrieb Arthur Koestler als Augenzeuge der Staatsgründung Israels im Jahre 1948, und er behielt recht. Wenn Juden – wie am 7. Oktober 2023 – bestialisch abgeschlachtet, vergewaltigt, gekidnappt, gefoltert werden, herrscht eine Weile Entrüstung und verhaltenes Schweigen. Wenn Juden sich zur Wehr setzen, kommen die alten Ressentiments wieder hoch: Juden als Kindermörder, Brunnenvergifter oder zionistische Weltverschwörer in genozidaler Absicht.
Den Veranstaltern von Diskussionsrunden mit anschließendem Mittagessen sei hierzulande gesagt, dass sie kein Territorium an arabische Bewohner des ehemaligen „British Palestine“ zu vergeben haben. Es ist auch fraglich, ob nationalterritoriale Streitereien zu einem friedlichen und nachbarschaftlichen Miteinander von Juden und Arabern notwendig sind. Es sieht ja nicht danach aus, dass Israel ein territoriales Interesse am Gazastreifen hätte. Das benachbarte Ägypten scheint auch kein Interesse mehr zu haben. Jordanien bekundet auch kein Interesse mehr an der Westbank. Ob dies einen völkerrechtlichen Anspruch auf die Westbank zugunsten der dort lebenden Araber begründet, ist fraglich.
Jahrelang wurden israelische Siedler von den Golanhöhen beschossen. Darum ist es illusorisch anzunehmen, dass Israel dieses Gebiet jemals wieder an Syrien zurückgeben wird. Jerusalem als Hauptstadt eines „unabhängigen Palästina“ wurde in letzter Zeit häufig genannt, was ich als Traumtänzerei bewerte. Israel wird Jerusalem niemals abgeben oder nochmals teilen. All diese Territorialforderungen dienen nur dazu, den Konflikt aufrecht zu erhalten, um letztendlich den Judenstaat zu zerschlagen. Ich hege jedoch die Hoffnung, dass sich ein vernünftiges Miteinader zwischen Arabern und Juden „from the river to the sea“ realisieren lässt.