Wir sind begeistert über die neue internationale Jugendbewegung für Umwelt- und Klimaschutz, die auch in Deutschland sehr aktiv ist. Freitag für Freitag gehen Zehntausende Schülerinnen und Schüler unbeirrt und radikal mit ihren Forderungen auf der Straße. Sie lassen sich nicht einschüchtern und sind empört, wenn ihnen Politiker wie FDP-Chef Lindner oder CDU-Kanzlerkandidatin Kramp-Karrenbauer vorwerfen, dass sie „die Zusammenhänge der Klimakrise nicht verstehen“.
Die Jugend versteht sehr gut, dass der Planet auf einen Kollaps zurast und die Zukunft der Menschheit von den Herrschenden an die Wand gefahren wird. Greta Thunberg sagt es ganz klar: „Wir sind nicht gekommen, um die Weltelite anzubetteln. Sie hat uns in der Vergangenheit ignoriert und wird das auch zukünftig tun. Aber die wahre Macht liegt bei den Menschen!“
Die Bewegung „Fridays for Future“ wird gern als Generationenkonflikt abgewertet, und man will uns weismachen, es genüge, wenn jede(r) umweltbewusst und nachhaltig lebt. Aber die Unterrichtsboykotte, Kundgebungen und Demonstrationen drücken etwas anderes aus: Entscheidende Änderungen müssen gegen die Herrschenden durchgesetzt werden, und wir müssen uns dafür zusammenschließen.
Am 8. April 2019 stellten vier Vertreter(innen) der zentralen „Fridays for Future“-Gruppe das Papier „Unsere Forderungen für den Klimaschutz“ im Berliner Naturkundemuseum vor. Es enthält wichtige Kernforderungen wie jene nach 100 Prozent erneuerbarer Energieversorgung bis 2035, nach einem Ende der Subventionen für fossile Energieträger und nach Abschaltung jedes vierten Kohlekraftwerks bis Ende 2019. Dem Ziel, eine globale Klimakatastrophe abzuwenden, wird das Forderungspapier jedoch nicht gerecht, weil es das Pariser Klimaabkommen als Schlüssel betrachtet.
Die darin getroffenen Selbstverpflichtungen sind aber alle freiwillig! Nichts daran ist verbindlich. Das Pariser Abkommen preist sogar Atomkraft und Fracking als Alternativen und verspricht den Erdöl-, Auto-, Kohle- und Atomkonzernen, weiterhin Maximalprofite mit ihrer umweltzerstörenden Produktion zu erzielen. Das internationale Finanzkapital als Hauptverursacher der Klimakrise wird ausgeblendet, und die „Fridays-for-Future“-Bewegung soll in systemkonforme Bahnen gelenkt werden.
Was nützen Appelle an die Regierung, die doch bereits die ganze Zeit im Interesse der Konzerne wirksame Umweltschutzmaßnahmen verhindert und die Energiewende ausbremst? Viele Jugendliche suchen nach einer gesellschaftlichen Alternative und geben Greta Thunberg recht: „Wenn die Lösungen in diesem System so unmöglich zu schaffen sind, sollten wir das System selbst ändern!“
Die Herrschenden wollen unbedingt verhindern, dass sich diese gesellschaftsverändernde Richtung durchsetzt. Deshalb versuchen selbsternannte Führer in der „Fridays-for-Future“-Bewegung, antikapitalistische und sozialistische Positionen auszugrenzen. Die breite Masse der Jugendlichen lehnt eine Spaltung der Umweltbewegung ab und verteidigt das Selbstverständnis von einer „überparteilichen Bewegung gleichgesinnter Klimaaktivisten“.
Es ist wichtig, für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit aller Menschen und Organisationen einzutreten, die wirklichen Umweltschutz konsequent wollen! Deshalb sollten wir uns als Montagsdemonstranten einreihen in die „Fridays-for-Future“-Bewegung. Die protestierenden Schülerinnen und Schüler treffen sich jeden Freitag um 10 Uhr auf dem Marktplatz. Die nächsten Höhepunkte werden am 26. April und am 24. Mai 2019 stattfinden.
Die Demonstration am 1. Mai ist die nächste Gelegenheit auch für die „Fridays-for-Future“-Bewegung, gemeinsam mit anderen für Umwelt- und Klimaschutz einzutreten und die Zusammenarbeit von Umweltbewegung und Arbeiterbewegung zu fördern.