637. Bremer Montagsdemo
am 23. 10. 2017  I◄◄  ►►I

 

Kein Jamaika mit Glyphosat!

Hans-Dieter Binder„Kanzlerin Merkel könnte am Mittwoch in Brüssel noch schnell Glyphosat durchwinken, bevor die Grünen mit am Kabinettstisch sitzen“, warnt „Campact“ und ruft auf zur Un­ter­zeich­nung eines Eil-Appells, denn: „Dann landet das Ackergift für weitere zehn Jahre auf unseren Feldern. Die Jamaika-Parteien könnten bei Merkel ein Nein zu Glyphosat durchsetzen.“ Ja, es ist sehr wichtig!

In Deutschland verschwinden die Insekten“, so eine aktuelle Meldung: „Neue Studie stellt einen dramatischen Rückgang der Gesamtmasse an Insekten in den vergangenen 27 Jahren fest.“ Auch die Vögel sind weniger geworden: „Insektenschwund hat Folgen. ‚Nabu‘ registriert Vogelsterben in Deutschland. Stare, Spatzen, Buchfinken: Die ‚Allerweltsvögel‘ haben es in landwirtschaftlichen Gebieten schwer zu überleben. Auch finden sie für ihre Jungen immer weniger Nahrung. Der ‚Naturschutzbund‘ ist alarmiert: Die Zahl der Vögel sinkt deutlich.“

Der Rückgang der Insekten hat sicher viele Ursachen, ebenso der Rückgang der Vögel. Aber wer die auf „Arte“ gezeigte Dokumentation gesehen hat (siehe Vorwoche), kann nicht überrascht sein. Reisbauern beklagen, dass nicht einmal in den Bewässerungsgräben noch Lebewesen zu finden sind: „Damals, als kleiner Junge, waren da sogar Fische“. Die Kaffeeplantage ist wie sauber gefegt und leblos, die Menschen dort sind schwer krank oder nicht mehr da. Die Reisbauern sterben wahrscheinlich innerhalb von vier Jahren nach der Krebsdiagnose. Die Kaffeeplantagenbesitzerin lebt mit einem sehr geschwächten Immunsystem.

Der Tierarzt stellt ein anfälligere Gesundheit und eine verkürzte Lebenszeit bei Rindern fest. Der Schweinezüchter bemerkt einen Zuwachs an Missbildungen bei Ferkeln und Beeinträchtigungen, die es früher nicht gegeben hat. Die Ferkel wurden untersucht: Glyphosat wurde in allen wichtigen Organen gefunden. Eine Mutter dachte bei den gezeigten Missbildungen an die Missbildungen, unter denen ihr Kind leidet. Eine Lehrerin hat die Sprühaktion per Flugzeug gefilmt und musste danach umgehend die Reaktion der Kinder behandeln. Studenten sammeln Fakten über Krankheit, Fehl- und Totgeburten. Farmer stellen fest, dass der Ertrag rapide zurückgegangen ist. Bis zum 16. Dezember 2017 ist der Film noch bei „Arte“ in der Mediathek. Glyphosat beschäftigt uns schon länger, einfach die Suchmaschine benutzen!

Die Verflechtung der Genehmigungsbehörde in den USA kann auf die Genehmigungsbehörde in Deutschland übertragen werden. Bestritten wird immer jedwede Beeinträchtigung, Schädigung oder Verursachung durch die Anwendung von Glyphosat. Überwiegend sind die Beiträge über die Trinkwasser-Vergiftung durch Glyphosat positiv. Einige Brunnen sind aber schon heute vergiftet, geschützt durch den Grenzwert. Das Gift wurde im Bier und in der Muttermilch nachgewiesen: „alles ungefährlich“. Es hat schließlich noch niemand das Gegenteil bewiesen! Der Dokumentarfilm auf müsste für sich allein schon zur Versagung der Verlängerung ausreichen. Bitte unterschreiben, verbreiten und Daumen drücken!

Weitere Informationen erhalten Sie durch Nutzung der Such­ma­schi­ne auf unserer Homepage, einfach mal ausprobieren! Die Beachtung der sozialen Auswirkungen wird immer zwingender. Wir arbeiten daran! Die Frage „Was kann ich machen?“ ist einfach zu beantworten: Wir haben auf dem Marktplatz noch viel Platz und ein Offenes Mikrofon. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung und Erfahrung! Montagsdemo, Kopf zeigen: Ich will die Zukunft lebenswert gestalten!

Hans-Dieter Binder („Die Linke“, „so:leb – Sozialer Lebensbund“)
 
Sanktionsurteil verzögert sich: Muss erst eine
neue Regierung gebildet werden? („Junge Welt“)

 

Unsere Umwelt ist in Gefahr!

Harald BraunIn den letzten Wochen und Monaten häufen sich extreme Wetterereignisse mit verheerenden Folgen für die Menschen auf der ganzen Welt. Sie sind Vorboten dafür, dass sich der Übergang in eine globale Umweltkatastrophe immer schneller beschleunigt. In Afrika gibt es Hungerkatastrophen für Millionen Menschen, hervorgerufen vor allem durch die Erwärmung der Erde. Jahrelang hat es dort gar nicht oder kaum geregnet. Dürre und Verwüstung breiten sich massiv aus und treiben immer mehr Menschen zur Flucht, um nicht erbärmlich zu verhungern und zu verdursten.

Wirbelstürme wie „Maria“ oder „Irma“ häufen sich und nehmen an Zerstörungsgewalt zu. Sie haben Puerto Rico, Kuba, die Bahamas, die Karibik und Teile Floridas verwüstet. Die Erwärmung der Weltmeere führt zu immer gigantischeren Stürmen und zu regionalen Umweltkatastrophen. In Norddeutschland tobte vor zwei Wochen der Orkan „Xavier“, entwurzelte Tausende Bäume und führte zu sieben Toten. Was wird hier los sein, wenn künftige Orkane mit 300 statt mit 180 Stundenkilometern toben?

Das Artensterben nimmt bedrohliche Ausmaße an. Eine neue Studie stellt einen dramatischen Insektenrückgang in Deutschland fest: Um 75 Prozent ist die Biomasse fliegender Insekten in den letzten 27 Jahren zurückgegangen. „Wir befinden uns mitten in einem Albtraum, da Insekten eine zentrale Rolle für das Funktionieren unserer Ökosysteme spielen“, warnt Prof. Dr. Steidle von der Universität Hohenheim. Vor allem Bienen sind unverzichtbar für die Bestäubung von Nutzpflanzen.

50 Prozent der Bienenvölker in Deutschland haben den letzten Winter nicht überlebt. Als Ursache für das Insektensterben nennen die Wissenschaftler die Zunahme der massiven Ackernutzung mit Stickstoff-Überdüngung, Pestiziden und Glyphosat. Die Bundesregierung und die EU-Kommission betreiben dennoch die Zulassungsverlängerung für dieses Ackergift Es macht Bienen unfruchtbar und ist von der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend eingestuft.

Schmutzige Luft, dreckiges Wasser und verseuchte Böden machen weltweit Millionen Menschen krank. Fast jeder sechste Mensch, der seine durchschnittliche Lebenserwartung nicht erreicht, fällt der Umweltverschmutzung zum Opfer. Das berichtet die renommierte medizinische Fachzeitschrift „Lancet“ in ihrer jüngsten Ausgabe. Sie stützt sich dabei auf eine zweijährige globale Langzeitstudie der Universität Washington. Doch was machen die Regierungen angesichts dieser bedrohlichen Entwicklung?

Viele Regierungen nehmen Umweltschutzmaßnahmen, die oftmals noch längst nicht ausreichen, wieder zurück. Die Trump-Regierung ist dabei Vorreiter, aber die Bundesregierung segelt in demselben Fahrwasser: Sie behindert den Ausbau erneuerbarer Energien, fördert die Kohleverstromung, entlastet die Atomindustrie, stellt sich schützend vor die kriminellen Machenschaften der Autokonzerne beim Abgasbetrug und verteidigt die Dieseltechnologie. Immer mehr Menschen wird klar, dass sie die Rettung des Planeten selbst in die Hand nehmen müssen.

Unter dem Motto „Unsere Umwelt, unsere Zukunft, unser Widerstand“ gibt es nun während der „Weltklimakonferenz“ in Bonn am 11. November 2017 eine Groß­demonstration. Im Aufruf heißt es dazu: „Wir wollen gemeinsam eine Alternative aufzeigen, in der wir auch in 50 Jahren noch saubere Luft einatmen und die Vögel im Wald zwitschern hören. Wir wollen für eine Welt aufstehen, die nicht von Profitwirtschaft und Umweltzerstörung, sondern von Solidarität, Umweltbewusstsein und der Einheit von Mensch und Natur geprägt ist. Ein sofortiger Kurswechsel ist nötig!“

Kommt mit zur Großdemonstration am 11. November 2017 in Bonn! Auch die Montagsdemo-Bewegung wird sich daran beteiligen. Die „Umweltgewerkschaft“ hat einen Bus angemietet und bietet günstige Preise an (Soli-Preis 15 Euro, Spendenpreis ab 25 Euro). Abfahrt ist um 7:30 Uhr am ZOB Bremen (anmelden unter unweltgewerkschaft-bremen@cloudmail.de). Macht mit bei der Klima-Aktion am Montag, dem 6. November 2017, ab 17:30 Uhr auf dem Bremer Marktplatz! Montagsdemo, „Umweltgewerkschaft“ und „Ausgestrahlt“ laden herzlich ein.

Harald Braun („Umweltgewerkschaft“)

 

Nicht spalten lassen
in Deutsche und Ausländer,
Arbeitslose und Arbeitende!

Wolfgang Lange1. In Tschechien wurde jetzt ein ultrarechter Rassist, der Multimilliardär Andrej Babis zum Wahlsieger. Auch die faschistische tschechische „SPD“ bekam über elf Prozent der Stimmen. In Ungarn und Polen gibt es mehr oder weniger offen faschistische Regierungen. Österreich bekommt mit einer starken FPÖ in der kommenden Regierung einen reaktionären Kanzler Kurz. Es werden immer mehr offen rassistisch-faschistoide Regierungen, auch in anderen Ländern, siehe Trump in den USA. Als besonders brutal erwies sich jetzt Rajoy in Spanien. Die Polarisierung nimmt zu: Während die Regierungen nach rechts rücken, wachsen das linke Lager und der fortschrittliche Widerstand.

In Katalonien gingen vorgestern 500.000 Menschen auf der Straße. Sie waren nicht alle für eine staatliche Trennung von Spanien, aber protestierten alle gemeinsam gegen die brutale Unterdrückung. Diese Proteste sind fortschrittlich und verdienen Unterstützung als Teil des weltweiten Kampfs um Befreiung. Spaniens Produktion liegt nur bei 76 Prozent des Vorkrisenstandes, doch Katalonien hat eine hohe Wirtschaftsleistung. Rajoy lässt die Krisenlasten aufs Volk abwälzen, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 50 Prozent. Dagegen erhebt sich die Bevölkerung; es geht nicht um ein Zurück zur Kleinstaaterei.

Der Rechtsruck darf nicht tatenlos hingenommen werden, nirgendwo! Nicht spalten lassen, auch nicht in Deutschland! Nach dem ultrareaktionären sächsischen Ministerpräsidenten Tillich, der das Handtuch wirft, soll jetzt Kretschmer sein Amt übernehmen, der noch viel offener reaktionär ist und die AfD rechts überholen will. Dass wir uns nicht spalten lassen dürfen, in Deutsche und Ausländer oder in Arbeitslose und Arbeitende, wird auch bei den angekündigten Massenentlassungen deutlich.

Air-Berlin-Chef Winkelmann bekommt 4,5 Millionen Abfindung. Vorher war er jahrelang bei Lufthansa. In ihrem Auftrag hat er offensichtlich jetzt den Deal eingefädelt: Zerschlagung von Air Berlin, Filetstücke an die Lufthansa. Minister Dobrindt mischt dabei kräftig mit, aber der Großteil der 8.000 Beschäftigten bekommt nichts. Die von der Lufthansa-Tochter Eurowings Übernommenen erhalten 40 Prozent weniger Gehalt. Deshalb gemeinsam kämpfen! Bei Peugeot-Citroën-Opel gilt die Beschäftigungsgarantie nur bis Ende 2018, und selbst die ist eine Luftnummer: In England sollen 400 von 1.600 bei der Schwestermarke Vauxhall gehen, in Eisenach steht gleich das ganze Opel-Werk auf der Kippe. Letzte Woche wurde mit Pausenversammlungen auf den Kampf vorbereitet.

 

2. Vor der Montagsdemo fand vor der Bürgerschaft eine Demonstration statt zum Erhalt der 134 Platanen am linken Weserufer. In der Bürgerschaft findet momentan eine Veranstaltung zur Stadtentwicklung statt, mit hochrangigen Vertretern der Bauindustrie. Die Bremer Milliardäre Zech und Jacobs planen eine völlige Umgestaltung der Innenstadt. Nachdem er sein Kaffeeimperium verkauft hatte, machte Herr Jacobs seine Profite mit der Verleihung von Menschen, indem er den weltgrößten Arbeitskräfteverleiher Adecco gründete. Doch den Sklavenhandel hat er wieder abgestoßen, jetzt verheißen Immobilien die höchsten Profite.

Deshalb wurde das „Mondelez“-Verwaltungsgebäude an der Langemarckstraße zurückgekauft. Dort und daneben plant er gewaltige Baumaßnahmen: Wohnungen, Luxushäuser, Büros. Da stehen natürlich die Platanen im Weg! Es soll eine neue „Schlachte“ entstehen, mit „Erlebnisgastronomie“ und Trallala. Die Behauptung von Umweltsenator Lohse, die Platanen seien krank und nicht mehr standfest, ist eine dreiste Lüge: Beim Orkan „Xavier“ vor zwei Wochen fielen im Bürgerpark 40 Bäume um. Auch am Werdersee stürzten riesige Bäume, aber keine einzige der Platanen an der Weser!

Die stehen wie die Eins. Deshalb war schon die Ausschreibung an renommierte Architekturbüros eine Sauerei, denn die Vorgabe für alle dreizehn eingereichten Entwürfe war: Die Platanen müssen weg! Dabei gibt es ausgereifte Entwürfe, die bestätigen, dass der Hochwasserschutz einschließlich Deicherhöhung sehr gut mit den Platanen machbar ist, sodass diese noch lange leben und mit ihrem Grün für Sauerstoff in der Stadt sorgen können. Das interessiert den „Grünen“ Lohse wohl nicht! Um die Pläne besser verwirklichen zu können, soll jetzt die Alte Neustadt der Innenstadt zugeschlagen werden. Der heutige Protest ist nicht der letzte: Die Initative „Rettet die Platanen“ bereitet ein Volksbegehren vor. Lohses Tage als Umweltsenator sind hoffentlich gezählt!

Wolfgang Lange (MLPD)
www.Bremer-Montagsdemo.de – 17:30 Uhr am Marktplatz