Neuer Job
Schröder wird Berater des Ringier-Verlags
Kaum aus der Politik ausgeschieden, hat Ex-Kanzler Gerhard Schröder schon einen neuen Job: Ab Januar soll er das Schweizer Verlagshaus Ringier beraten, das unter anderem das Magazin "Cicero" herausgibt.
Zürich - Michael Ringier hatte eine veritablen PR-Coup zu vermelden, als er am Vormittag vor die Presse in Zürich trat. Gerhard Schröder, gerade erst in Polit-Pension gegangen, werde sein Unternehmen künftig im Bereich internationale Politik beraten, sagte der Schweizer Verleger.
"Er steht mir und auch anderen Mitarbeitern zur Verfügung", so Ringier weiter.
Er sei überzeugt, dass Schröder mit seiner internationalen Erfahrung eine Bereicherung für das Unternehmen sei -
zumal man als Verleger auch politisch aktiv sein müsse. "Er wird bestimmt auch die eine oder andere Tür öffnen können",
sagte Ringier über den 61-jährigen Ex-Kanzler.
Schröder erhält im fünften Stock des Ringier-Pressehauses
an der Dufourstraße 23 ein eigenes Büro, in der Nachbarschaft von Zürcher Opernhaus
und "Neuer Zürcher Zeitung". Die Form der Zusammenarbeit müsse sich
"irgendwie entwickeln", sagte Ringier. Möglicherweise gehe man auch zusammen auf Reisen.
Schröder selbst gab zunächst keine Stellungnahme zu der neuen Tätigkeit ab.
In früheren Statements hatte er die Annahme zurückgewiesen, dass er nach seinem politischen
Ausscheiden gut dotierte Aufsichtsratsposten bei Großkonzernen einsammeln könnte.
Stattdessen wolle er zu seinen Wurzeln als Anwalt zurückkehren und eine Autobiografie schreiben, hatte er gesagt.
Bei Ringier soll Schröder denn auch nicht Mitglied des Verwaltungsrates werden, wie der Verleger sagte.
Genug Zeit für weitere Nebenjobs
Zur zeitlichen Belastung sagte Ringier, Schröder dürfte ein oder zwei Mal wöchentlich in Zürich sein: "Mit einer solchen Persönlichkeit macht
man nicht einen Vertrag, in dem etwas von 40 Stunden oder so
steht."
Der Ringier-Verlag ist das größte Verlagsunternehmen der Schweiz und gibt unter anderem das Boulevardblatt "Blick" und das Wirtschaftsmagazin "Cash" heraus. Auch in Osteuropa ist Ringier mit diversen Objekten präsent. In Deutschland verlegt Ringier seit dem vergangenen Jahr das politische Monatsmagazin "Cicero", das jüngst wegen einer Durchsuchung seiner Redaktionsräume in Konflikt mit dem Ex-Innenminister Otto Schily geraten war.
Über die Bezahlung des Ex-Kanzlers machte Ringier keine Angaben. "Wir
sind nicht ein Haus, das über so etwas spricht", sagte er zur Frage
nach dem Honorar und fügte hinzu: "Er war als Bundeskanzler ein
bescheidener Mann und wird das auch bleiben. Wenn's ihm um Geld
gegangen wäre, hätte er sicher einen anderen Job angenommen."
Schröder gilt seit längerem als Freund des Schweizer Verlagsmannes und des deutschen Ringier-Statthalters Frank A. Meyer. Schon vor gut einem Jahr hatte er als Kanzler eine Rede bei der Jahresversammlung der Schweizer Verleger gehalten. Auf Einladung Ringiers ging es am Abend in das berühmte Restaurant Hotel de Ville in Crissier.
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