10.2.2007

Schreibarbeit vorm Festessen
Bundeskanzlerin Merkel zum Antrittsbesuch und als Ehrengast beim Schaffermahl

Von unseren Redakteuren
Frauke Fischer und Heinz Holtgrefe

BREMEN. Die Stühle in der Oberen Halle des Rathauses waren schon auf den Millimeter genau zurechtgerückt, die Tafel traditionell in Dreiecksform festlich gedeckt. Allein der Tisch mit den silbernen Schreibutensilien vor dem Bürgermeisterzimmer deutete auf eine Besonderheit bei der 463. Schaffermahlzeit hin.Mit ihrer Zusage, als erster weiblicher Ehrengast beim ehrwürdigen Mahl der Stiftung Haus Seefahrt aufzutreten, verband sich gleichzeitig der offizielle Antrittsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Rathaus. Dementsprechend hoch war der Sicherheitsaufwand in den Räumen.Bevor die Kanzlerin das Rathaus betrat, ging sie noch einmal ein paar Schritte zurück, um den Neustädter Shanty-Chor zu begrüßen, der mit Liedern wie "Wenn die bunten Fahnen wehen" die geduldig wartenden Schaulustigen vor dem Rathaus unterhalten hatte.Im Beisein der beiden Bürgermeister Jens Böhrnsen und Thomas Röwekamp trug sich die Kanzlerin dann vor großem Medienaufgebot ins Goldene Buch der Stadt ein: "Alles Gute den Bürgerinnen und Bürgern der Freien Hansestadt Bremen" konnten Interessierte später nachlesen.Doch die Kanzlerin, im weiß paspellierten schwarzen Jackett und sichtlich aufgeräumt, äußerte sich auch verbal zum Ort ihres Besuchs. "Ich fühle mich sehr geehrt, zum ersten Mal als Bundeskanzlerin und als Ehrengast bei der Schaffermahlzeit in Bremen zu sein", erklärte sie lächelnd. Die traditionsreiche Veranstaltung erinnere an den Reichtum der Hansestadt, die ein wichtiger maritimer und technologischer Standort sei. Mit vereinten Kräften wolle sie mit dem Bund dazu beitragen, dessen Existenz zu erhalten, um "die Zukunft und die Arbeit für die Menschen hier zu sichern", betonte die Bundeskanzlerin, bevor sie mit dem Verwaltenden Vorsteher, Ralf J. Koch, Richtung Obere Halle und damit zu den 300 ausschließlich männlichen Gästen, Kapitänen und Schaffern aufbrach.Dort hatten die drei diesjährigen kaufmännischen Schaffer Lutz Peper, Michael Schütte und Marco Fuchs bereits Stunden vorher die Tischordnung inspiziert, mit den Kapitänsschaffern Hans-Joachim Schaade, Karl Schurz, Uwe Kühn, Ernst-Peter Greve, Hans Götting und Niels Peters für Fotos posiert und nicht ohne Nervosität den kommenden Stunden in ihrer Doppelrolle als Gastgeber und Redner entgegen gesehen. Gegen 14 Uhr wurde es ernst: Die hochkarätigen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Kultur defilierten an den Schaffern vorbei, jeder von ihnen wurde mit einem Händedruck und freundlichen Worten begrüßt.Die Kameraleute stürzten sich förmlich auf Stahl-Unternehmer Lakhsmi Mittal, Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass und selbstverständlich die Kanzlerin. Diese wurde übrigens an der Tafel zwischen Mittal und Michael Grobien, einem der fünf Vorsteher von Haus Seefahrt, platziert.Übrigens Haus Seefahrt: Die Stiftung beherbergt in acht Häusern auf dem Seefahrtshof in Grohn 16 Ehepaare, sieben Frauen sowie sieben Männer im Alter zwischen 55 und 90 Jahren. Außerhalb des Hauses werden 116 Witwen betreut.

© Bremer Tageszeitungen AG



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