24.8.2006

Den Karate-Kurs zahlt jetzt auch die Bagis
Individuelle Weiterbildung soll Langzeitarbeitslosen ganz neue Perspektiven eröffnen

Von unserem Redakteur
Bernd Schneider

BREMEN. Langzeitarbeitslose sollen künftig auch Einrichtungen wie die Volkshochschule (VHS) kostenlos besuchen können. Darauf hat sich das Bildungsressort mit der Bagis geeinigt, die in Bremen für Langzeitarbeitslose zuständig ist. Bedingung für die Übernahme der Kosten: "Der Kurs soll für die berufliche Wiedereingliederung förderlich sein", sagte Thomas Schneider, Geschäftsführer der Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (Bagis). Die Teilnahme müsse daher beim zuständigen Sachbearbeiter, dem Fall-Manager, beantragt und von ihm genehmigt werden, betonte Schneider. Der solle aber flexibel und sehr individuell entscheiden. Neben EDV-Kursen können selbst Kurse in asiatischer Kampfkunst gefördert werden - wenn sie bei einem anerkannten Träger stattfinden und sich dadurch Berufsaussichten verbessern, etwa für einen Fitness-Trainer. Möglich seien auch Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung, zum Beispiel in Seminaren zu Zeit- und Konfliktmanagement oder Stressbewältigung. Der Grund für die absichtlich breit angelegte Unterstützung, so Bagis-Chef: "Viele Langzeitarbeitslose kommen aus bildungsfernen Schichten." Oft fehlten nicht nur Ausbildung und Schulabschluss, sondern der Zugang zum Lernen überhaupt. Neben der Dauer der Arbeitslosigkeit sei die fehlende Qualifikation die größte Hürde auf dem Weg ins Erwerbsleben. 60 Prozent aller Langzeitarbeitslosen hätten keinen Beruf gelernt. Schneider: "Bildung bleibt der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit." Kurzfortbildungen und Abendkurse - bei VHS, Wisoak, Evangelischem Bildungswerk und vielen anderen - kosten "zum Teil nur 50 Euro", sagt Bildungs-Staatsrat Göttrik Wewer. "Aber das ist für manchen Langzeitarbeitslosen viel Geld." Das Projekt soll zunächst für ein halbes Jahr laufen und kann im Erfolgsfall verlängert werden. An Geldknappheit, das ließ Schneider durchblicken, werde keine Kursteilnahme scheitern. Bezahlt würden die Gebühren aus dem 70-Millionen-Euro-Eingliederungsbudget. 2005, im Aufbaujahr der Bagis, hatte sie fast 40 Millionen Euro nicht abgerufen und zurückgezahlt. Das neue Programm werde in diesem Budget allerdings nur einen winzigen Teil ausmachen. Informationen zu den Kursangeboten unter www.lernportal.bremen.de

© Bremer Tageszeitungen AG



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