Protest gegen Lidl
DGB-Chef Sommer kündigt
"Klassenkampf" an
Die Supermarkt-Kette Lidl gerät zunehmend
unter Druck: In einer bundesweiten Aktionswoche belagern Ver.di-Mitglieder
Filialen des Discounters. Die Arbeitsbedingungen bei Lidl seien
menschenunwürdig, moniert die Gewerkschaft.
Berlin - "Das
ist wirklich Klassenkampf, und diesen Klassenkampf werden wir durchfechten",
sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer, auf
einer Kundgebung in Berlin. "Die Beschäftigen von Lidl werden behandelt wie
Menschen zweiter Klasse."
Auch Berlins Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner
und Wirtschaftssenator Harald Wolf (beide Linkspartei) sprachen auf der
Kundgebung. Wolf betonte, sie seien ausdrücklich in ihrer politischen Funktion
gekommen.
Lidl wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Die verleumderischen
Behauptungen von Ver.di und DGB, dass Lidl seine Mitarbeiter wie Menschen
zweiter Klasse behandelt, weisen wir auf das schärfste zurück. Das Gegenteil ist
der Fall", hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens. Ver.di gehe lediglich
gegen Lidl vor, um seinen Mitgliederschwund zu stoppen.
Die
Protestveranstaltung war der Höhepunkt einer Aktionswoche der Gewerkschaft, im
Rahmen derer bundesweit vor Filialen des Discounters protestiert wurde. Man
wolle die Kunden informieren und die rund 40.000 in Deutschland beschäftigten
Lidl-Mitarbeiter ermutigen, Betriebsräte zu wählen, hieß es bei der
Gewerkschaft. Das Prinzip "immer billig" bedeute niedrige Preise vor allem auf
Kosten der Beschäftigten.
Nach Ver.di-Angaben gibt es derzeit lediglich
in acht der 2600 deutschen Lidl-Filialen Betriebsräte. Der Konzern verhindere
deren Bildung gezielt - zum Teil sogar mit Entlassungen oder der Schließung
ganzer Filialen. Letztes Jahr hatte die Gewerkschaft ein Schwarzbuch
veröffentlicht, in dem sie die angeblich menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen
bei der Supermarktkette anprangerte. Darin wird unter anderem von
Spindkontrollen, willkürlichen Entlassungen, Verhören und zu wenig
Toilettenpausen gesprochen.
DGB-Chef Sommer forderte heute, auch die
anderen Gewerkschaften sollten gegen den Discounter vorgehen. "Denn wir wissen:
Wenn hier die Rechte ausverkauft werden, dann werde sie auch woanders
ausverkauft." Sommer warf Lidl auch "nahezu illegale Praktiken bei Entlassungen"
vor.
Alle Rechte
vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH