1.5.2009

Querspange nicht zementiert?
Spitzenrunde der rot-grünen Koalition diskutiert strittige Positionen zur A 281

Von Michael Brandt

Bremen. Die sogenannte Querspange - die eine provisorische Verbindung zwischen dem Bauabschnitt 2/2 der A 281 und der Kattenturmer Heerstraße schaffen sollte - steht anscheinend wieder zur Disposition. Das ist dem Vernehmen nach Ergebnis eines geheimen Autobahn-Gipfeltreffens, zu dem Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gestern Senatoren und die Fraktionschefs der Koalition ins Rathaus gerufen hatte.

Böhrnsen hatte erst vor wenigen Tagen ein Machtwort gesprochen: "Der Autobahnring muss so schnell wie möglich geschlossen werden." Damit schienen alle Debatten über das umstrittene Teilstück zwischen Flughafen und Autobahnzubringer Arsten vom Tisch. Doch seit gestern ist offenbar vieles wieder offen. Zwar herrscht Einigkeit darüber, dass mit den Bauvorbereitungen fortgefahren werden soll, aber, so gestern aus dem Umfeld der Spitzenrunde: "Die beschlossene Planung kann auch wieder überplant werden." Und zwar dann, wenn klar sei, wie der 5. Bauabschnitt nach Brinkum verlaufe. Und: "Wir wollen die Modifizierung." Gemeint ist damit unter anderem die besagte Spange zur Kattenturmer Heerstraße. Offiziell mag dies aber niemand der Beteiligten bekennen.

Teilnehmer der hochrangigen Runde waren, so war zu erfahren, unter anderem Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne), Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) und Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne), dazu die Fraktionsvorsitzenden Carsten Sieling (SPD) und Matthias Güldner (Grüne). Kernaufgabe: Nach der unklaren Linie der vergangenen Tage sollte Klarheit geschaffen werden, wie mit dem Bauabschnitt 2/2 der Autobahn umgegangen werden soll. Aber: Selbst nach dem Klärungsgespräch gibt es reichlich Raum für Interpretationen.

Für den Bauabschnitt 2/2 liegt bekanntlich seit wenigen Tagen der Planfeststellungsbeschluss vor. Das Teilstück ist relativ kurz, reicht von der Anschlussstelle Flughafen bis zum "Monsterknoten Huckelriede", wie ihn die Kritiker nennen. Mitte nächsten Jahres, wenn über eine Klage der betroffenen Anwohner entschieden ist, soll Baubeginn für die 2,2 Kilometer sein, die rund 80 Millionen Euro kosten. Mehr als 50 000 Autos sollen hier später Tag für Tag fahren.

Beim Gipfeltreffen sei außerdem noch einmal verabredet worden, beim 5. Bauabschnitt richtig Dampf zu machen, hieß es. In der kommenden Woche wollen sich der Bremer Senat und die niedersächsische Landesregierung auf eine "enge Zusammenarbeit bei der Planung und Umsetzung" des 5. Bauabschnitts verständigen.

In den Unterlagen für das Treffen am nächsten Dienstag heißt es, dass sich beide Länder beim Bund für eine zügige Umsetzung stark machen wollen. Noch in diesem Sommer soll klar sein, mit welcher Trassenvariante Bremen in die endgültigen Abstimmungen geht. Beobachter gehen dennoch davon aus, dass die ersten Fahrzeuge nicht vor 2015 über den Abschnitt rollen werden.

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass es keine vierspurige Rampe geben wird, die auf Höhe des Flughafens von der Autobahn auf die Neuenlander Straße führt. Dies sei gestern weitgehend Konsens gewesen, berichten Beobachter. Bekanntlich hatte der Bund die Finanzierung der Rampe bereits in einem Schreiben an Bremen abgelehnt. Jetzt soll es über dieses Thema noch einmal ein Gespräch geben, unter anderem mit Beteiligung des SPD-Bundestagsabgeordneten Uwe Beckmeyer und den Senatoren Loske und Nagel.

Wie gestern berichtet, hatten sich am Abend zuvor mehr als 200 Anwohner in Kattenturm zu einer Bürgerversammlung getroffen. In diesem Rahmen ist auch angekündigt worden, dass stellvertretend für alle Betroffenen vier Bürger bis Mitte Mai Klage gegen den Abschnitt 2/2 beim Bundesverwaltungsgericht einreichen wollen. Die beteiligten Initiativen und Vereine sammeln Spenden für einen Rechtshilfefonds. Das Risiko für die Klagen wird auf rund 60 000 Euro geschätzt.

© Bremer Tageszeitungen AG



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