27.3.2009

Wohnen schon ab 3,90 Euro kalt
Mieten niedriger als in anderen Großstädten / Quadratmeterpreis bis zehn Euro

Von Niels Kanning

 
 
Der Landmark Tower in der Überseestadt: Hier entstehen derzeit zentrumsnahe Mietwohnungen für hohe Ansprüche. Grafik: Archiforma
   
Bremen. In Bremen zur Miete zu wohnen, ist vergleichsweise preiswert. Zwar fehlt ein amtlicher Mietspiegel oder eine offizielle Mietdatenbank, doch mehrere Quellen bestätigen die relativ günstigen Mieten. Die norddeutschen Großstädte Hamburg und Hannover können da nicht mithalten, denn in Bremen gibt es Wohnraum schon ab 3,90 Euro pro Quadratmeter Netto-Kaltmiete. Oben endet die Bremen-Skala bei zehn Euro je Quadratmeter.

Informationen über das Mietniveau liefern die drei großen Immobilienportale im Internet, das sind ImmobilienScout24, Immowelt und Immonet. Auch das Statistische Landesamt kann Daten beisteuern. Zudem gibt es die "Mietübersicht Bremen 2009" als Auszug aus dem Grundstücksmarktbericht von GeoInformation Bremen.

Auswertung der Internetportale

Betrachtet man die Durchschnittspreise, liegt die Stadt verbraucherfreundlich im Rennen. "Bremen - die günstige Metropole an der Weser" überschreibt Immobilien Scout24, mit monatlich über drei Millionen Nutzern das meistbesuchte Immobilienportal im deutschsprachigen Internet, seine jüngste Auswertung. Das zum Telekom-Konzern gehörende Unternehmen hat auf Basis seiner Immobilienanzeigen aus dem zweiten Halbjahr 2008 einen Überblick erstellt. "Selbst in der Altstadt lebt man relativ preiswert - und das mit der Weser direkt vor der Tür", stellt Pressesprecherin Katja Hemme fest. Laut ImmobilienScout24 zahlt der Bremer vergleichsweise hohe Mieten im Ostertor, am Bürgerpark und in Schwachhausen. Dort werden im Schnitt zwischen 7,10 und 7,80 Euro pro Quadratmeter an Kaltmiete verlangt. Angrenzend an den Bürgerpark in den Altbremer Häusern werden durchschnittlich 7,11 Euro pro Quadratmeter fällig. Im Ostertor treibt die bevorzugte Wohnlage die Quadratmeter-Preise auf 7,54 Euro

in die Höhe.

Auch Mitbewerber Immowelt kann Modellrechnungen abliefern. Danach betrug der Durchschnittspreis (im Februar 2009) für eine 40-Quadratmeter-Wohnung in Bremen 322 Euro, für eine 80-Quadratmeter-Wohnung 514 Euro, für eine 120-Quadratmeter-Wohnung 745 Euro und für eine 140-Quadratmeter-Wohnung 982 Euro.

Robert C. Spies Immobilen, die Bremer Adresse für hochwertigen Wohnraum, ist vorsichtig bei der Bewertung von Mietvergleichen, wie sie die Internetportale anstellen. Bremens Mietmarkt sei sicherlich günstiger als der Hamburger, stellt Prokurist Peter Bergmann fest. "Aber jede Wohnung ist individuell." Wohnungsgröße, Lage, Ausstattung, baulicher Zustand und Infrastruktur des Stadtteils - spezielle Wünsche treiben den Preis nach oben. Es komme auch auf Details an, zum Beispiel auf welcher Straßenseite das Objekt liege. Was in Bremen zu beobachten sei: "Mieten steht deutlich mehr im Fokus." Nachgefragt seien besonders (barrierefreie) Neubauwohnungen in zentrumsnaher Lage mit hochwertiger Ausstattung. Auch Häuser zur Miete in stadtnaher Lage gehen gut.

Im sogenannten Premium-Segment ist die Netto-Kaltmiete auf bis zu zehn Euro pro Quadratmeter angezogen. "Die Leute wollen ins Zentrum zurück. Das gab es vorher nicht so", stellt Bergmann fest. Nicht immer könne die gestiegene Nachfrage in zentrumsnahen Lagen bedient werden. In diese Bresche springen die geplanten Neubauprojekte in der Überseestadt und auf dem Stadtwerder. Zehn Euro Netto-Kaltmiete für eine Top-Wohnung - das ist noch wenig im Vergleich zu Hamburger City-Preisen. Auch in Hannover müssen Mieter tiefer in die Tasche greifen, wenn sie Wohnraum im zentralen Stadtteil List oder im Zooviertel suchen.

So gut wie kein Leerstand

Abseits der Top-Lagen wohnt man in jeder Großstadt preiswerter. Bei der Gewoba, mit 31 200 Wohnungen im Stadtgebiet der mit Abstand größte Vermieter, gibt es Wohnraum schon ab 3,90 Euro pro Quadratmeter kalt. Die durchschnittliche Gewoba-Kaltmiete pro Quadratmeter beträgt nach Auskunft von Pressesprecherin Karin Liedtke 4,91 Euro. Die teuersten Gewoba-Mietwohnungen stehen im Hollergrund - dort werden sieben Euro je Quadratmeter verlangt und auch bezahlt. "Leerstände gibt es so gut wie nicht", freut sich Karin Liedtke. Die Leerstandsquote betrage in Bremen nur 1,1 Prozent. "Das ist so gut wie nichts."

Die durchschnittliche Kaltmiete in Bremen beträgt laut ImmobilienScout24 5,60 Euro pro Quadratmeter (Datenbasis rund 6000 Objekte), in Hannover glatte sechs Euro pro Quadratmeter (Datenbasis rund 10 000 Objekte) und in Hamburg 7,80 Euro (Datenbasis rund 19 000 Objekte). Fazit von Katja Hemme: "Bremen ist im Mietdurchschnitt betrachtet die günstigste Stadt." Bremen sei bekannt dafür, dass die Schere zwischen armen und reichen Bürgern weit auseinanderklaffe, wertet ImmobilienScout24. Das spiegele sich in den Mietpreisen wider. Klaus Bode vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte drückt es so aus: "Die Mieten in guten Wohnlagen ziehen an, die Mieten in weniger guten Lagen sinken leicht ab." Eine Tendenz, die auch bei den Immobilienverkäufen zu beobachten ist.

Andere Kostenaspekte für Mieter steuert das Statistische Landesamt bei, das den Verbraucherindex monatlich aktualisiert und ins Internet (http://www.statistik.bremen.de/, Rubrik "Daten und Fakten") stellt. Dabei wird deutlich, dass die Wohnraumkaltmieten seit 2005 "nur geringfügig gestiegen" sind, wie Dieter Haaf vom Statistischen Landesamt erläutert. Der Index kletterte von 100 (Jahresdurchschnitt 2005) auf 103,8 (2008). Stark gestiegen sind dagegen die Warmmieten, denn von 2005 auf 2008 "explodierten" die Indexzahlen für Energie: Strom kletterte von 100 auf 110,5, Gas von 100 auf 133,4 und Heizöl von sogar 100 auf 146,9.

© Bremer Tageszeitungen AG



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