18.11.2008

"Der Laden steht unter Beobachtung"
Innenbehörde: Polizei und Verfassungsschutz behalten Geschäft "Sportsfreund" im Stephaniquartier im Auge

Von Michael Brandt

BREMEN. "Der Laden steht unter Beobachtung." Polizei und Staatsschutz haben nach Auskunft der Innenbehörde ein Auge darauf, was sich in und um das umstrittene Geschäft "Sportsfreund" im Stephaniviertel tut. Wie berichtet, hatten am Sonnabend rund 600 Personen gegen den Laden demonstriert, mit dem sich ein Neonazi-Treffpunkt in der Innenstadt etabliert habe.

Gegen den Inhaber des Ladens wird eine ganze Reihe von Vorwürfen erhoben. Unter anderem bringt die "Aktion Ladenschluss" vor, dass vom "Sportsfreund" aus versucht werde, "unpolitische Fußballfans und Hooligans für rechte Ideen zu rekrutieren". In einem Flugblatt ist dabei die Rede von einem hohen rechten Gefahrenpotenzial. Auch die Innenbehörde bestätigt: "Dass dort Leute der rechten Szene verkehren, ist kein Geheimnis." Durchsuchungen fanden bisher keine statt. Der Inhaber des Geschäftes möchte sich zu den Vorwürfen auf Nachfrage nicht äußern.

Laut Innenressort hat es Anfang 2007 ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung gegen den Geschäftsinhaber gegeben. Dieses sei aber eingestellt worden. In der Folgezeit sei das Geschäft mehrfach Ziel von Sachbeschädigung gewesen. Unter anderem wurde der Schriftzug "No Nazi-Style" auf die Rollläden gesprüht. Zuletzt habe die Polizei im Juni 2008 einen sogenannten "flashmob" der linken Szene gegen den "Sportsfreund" verhindert, bei dem sich Teilnehmer per Internet zu einer Aufmerksamkeit erregenden Aktion verabredet hatten.

Im "Sportsfreund", der seit rund zwei Jahren existiert, wird unter anderem Kleidung der einschlägig bekannten Marke "Thor Steinar" verkauft, die seit 2007 im Weserstadion verboten ist. Weitere Labels tragen Namen wie "Brachial" oder "Hardcore". Auf den ersten Blick, sagen Kritiker wie auch die Innenbehörde, wirke der Laden unscheinbar und unverdächtig.

In der Nachbarschaft ist nach der Demonstration vom Sonnabend die Diskussion um das Geschäft neu entbrannt. Harald Deerberg, Vorsitzender der Standortgemeinschaft Stephani, sagt zu dem, was sich an der Faulenstraße tut: "Sehr viele Leute sehen das mit Argwohn."

Ines Hillmann von der Agentur Axent ist "sehr dafür, dass der Laden verschwindet". Ihr Wunsch wäre es, dass die Geschäftsleute im Stephaniviertel - wie in anderen Städten bereits geschehen - mit Plakaten in den Schaufenstern auf Distanz gehen. Laut Pastor Friedrich Scherrer von der St.- Stephani-Gemeinde ist es trotz mehrerer Treffen bisher nicht gelungen, vor Ort eine Initiative ins Leben zu rufen. Die Gemeinde wende sich aber "entschieden gegen Rassismus".

Offenbar konnten Auseinandersetzungen am Rande der Demonstration am Sonnabend gerade noch verhindert werden. Die Polizei bestätigt, dass "Kleingruppen rechter Identität" aufgefallen sind. Es seien Platzverweise erteilt und die Personalien der Rechten festgehalten worden, sagt ein Polizeisprecher.

© Bremer Tageszeitungen AG



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