Schaufelbagger am Besprechungstisch
Staatsrat Henning Lühr hat Werk über Kekse verfasst


 Von unserem Redakteur
Wigbert Gerling

 

 

BREMEN. Die Politik kriegt nichts gebacken? Von wegen. Jedenfalls wird in den unzähligen Besprechungen von Senatoren, Staatsräten und Parlamentariern immer wieder einmal auch Gebäck gereicht. Finanz-Staatsrat Henning Lühr hat das nicht einfach so geschluckt, sondern seine langjährigen Erfahrungen mit Keksen nun in einer Studie zusammengefasst.

Wer in Bremen Staatsrat für Finanzen ist, der muss nicht zwingend auch ein Scherzkeks sein. Aber er kann sich so gut wie nie verkrümeln, wenn es gilt, an Besprechungen teilzunehmen. Manche Teilnehmer nehmen dabei erfahrungsgemäß den Mund zu voll - und genau hier können dann Kekse im Spiel sein.

Aber welche? Henning Lühr hat in seiner Arbeit, die mit ihren Literaturhinweisen, Grafiken und empirischen Erhebungen schon formal einen hohen wissenschaftlichen Sättigungsgrad beanspruchen darf, rund zwanzig der am häufigsten gereichten Kekse aufgelistet und bewertet. Bei seinen Blicken auch über viele Tellerränder hinaus ist ihm der Butterkeks ("...der VW-Käfer unter den Keksen") ebenso wenig entgangen wie Russisch Brot, Blätterteiggebäck oder der Florentiner ("beliebtes Gebäck").

Eine vergleichbare Vielfalt hat der frischgebackenen "Keksologe" Lühr bei den Konsumenten in den Konferenzen festgestellt. Da gibt es beispielsweise den "Schaufelbagger". Er greife, so der Verfasser, "quasi im ,Amtsmechanismus’ zu und schaufelt gleichförmig Kekse in den Mund bis offensichtlich die soziale Bremse im Kopf (,mehr gehört sich nicht!’) einsetzt".

Trotz des wissenschaftlichen Flairs des Werkes (Titel: "Management by Biscuits. Der mit den Kalorien tanzt") gehören auch praktische Ratschläge zu den textlichen Zutaten. Wenn beispielsweise zu viele Keksesser vom Typ "Krümelmonster" an einer Dienstbesprechung teilnehmen - Verhaltensmuster: "muss ständig seine Unterlagen abschütteln" - empfiehlt Lühr den "Einsatz eines Tischkehrers".

Zu einer empirischen Arbeit gehören Zahlen - und Lühr liefert sie: 72 Prozent der Kekse, die gereicht würden, seien "Konfektionsware" aus dem Handel, 23 Prozent kämen vom Bäcker und nur fünf Prozent seien selbstgebacken. Eigenproduktionen kämen bei der Bremer Bevollmächtigten in Berlin, Staatsrätin Kerstin Kießler, auf den Tisch - und zwar als Ampelmännchen à la DDR in den Farben rot und grün. Der Verfasser hat für sich das Fazit gezogen: "Sage mir, welche und wie Du Kekse isst, und ich sage Dir, wer Du bist."

 

"Weser-Kurier", 10. 8. 2008