Berlin - Schlimmes Dilemma im Land von Hartz IV:
Es gibt Langzeitarbeitslose, die gerne einen Job hätten. Es ist Geld vorhanden
für Arbeiten, die dem Gemeinwohl dienen. Und es gibt Jobcenter, die darüber zu
wenig wissen. Doch irgendwie kommt das nicht zusammen.
Mehrfach berichtete der Berliner KURIER über Jobs im öffentlichen
Beschäftigungssektor, kurz ÖBS. Dazu gehören Mobilitätshelfer bei der BVG, die
Senioren auf dem Weg zu Arzt oder Behörde begleiten. 300 Jobs in der
Kulturbranche wurden gerade geschaffen. Wo also liegt das Problem?
"Ich setze große Hoffnungen auf so eine Arbeit", sagt der gelernte
Kaufmann Jürgen Malyszczyk. Doch die seien nichts für
ihn, bügelte ihn das Jobcenter ab, "das sind Stellen für Alkoholiker und
psychisch Kranke", wundert sich der vitale 60-Jährige.
Auch Joachim Sch. (57), seit 2001 ohne Job und Vater von drei Kindern, würde
gerne einen der mit 1300 Euro brutto dotierten Jobs haben – etwa in der
Fahrgastbetreuung. "Angeblich sind die Maßnahmen nicht spruchreif, die
Meldungen in der Zeitung sollen nicht stimmen", sagt er.
Also fragte der KURIER bei Arbeitssenatorin Heidi Knake-Werner
(Linke) nach: Sind die Fallmanager nicht gut genug informiert? "Es geht
mir nicht um eine pauschale Kritik. Ich weiß, dass viele unter schwierigen Bedingungen
arbeiten – Befristungen, häufiger Wechsel. Wir bleiben mit den Jobcentern im
Gespräch und werben weiter dafür, die Stellen zügig zu besetzen."
Manche Schwierigkeiten haben sich die Behörden auch selbst gemacht. So läuft
die Finanzierung der Kulturjobs über das Bundesverwaltungsamt, nicht über die
Jobcenter. Bewerben können sich arbeitslose Berliner beim Förderband e.V.,
unter Tel. 530 12 549. Noch ein Problem: ÖBS-Jobs
sind an den Bezirk gebunden. Also: Ein Spandauer kann
sich nicht auf eine Stelle in Pankow bewerben. ÖBS-Kandidaten
müssen Voraussetzungen erfüllen, mehrere "Vermittlungshemmnisse"
vorweisen: Sie sind meist über 50 Jahre alt, schon lange ohne Arbeit oder haben
keinen Schul- oder Berufsabschluss.
Dennoch ist Senatorin Knake-Werner optimistisch:
"Langzeitarbeitslose brauchen diese Jobs. Und sie tun etwas für uns alle,
denn sie erledigen wichtige Aufgaben in der Stadt." Und genau das wollen Malyszczyk und seine Leidensgenossen endlich beweisen.
Berliner Kurier, 02.08.2008