4.5.2008

Zwischenfälle begleiten das Christival
Polizei nimmt 34 Demonstranten fest / Umstrittenes Seminar über Abtreibung

Von unserem Redakteur
Michael Brandt

 
 
Die Kundgebung gegen das Christival auf dem Domshof verlief friedlich. Foto: Koch
   
BREMEN. 34 vorübergehende Festnahmen - so lautet die Polizeibilanz des Christival-Sonnabends. Während Polizisten auf der Bürgerweide und auf dem Domshof im Einsatz waren, fand beim Christival gestern das umstrittene Seminar zum Thema Abtreibung statt. Der Referent wandte sich darin konsequent gegen Schwangerschaftsabbrüche: "Abtreibung war keine Idee Gottes".

Das Seminar "Sex ist Gottes Idee - Abtreibung auch?" im Congress Centrum fand großes Medieninteresse. Im Vorfeld hatte die Veranstaltung heftige Kritik hervorgerufen, weil sich der Heidelberger Verein "Die Birke" als Urheber des Seminars auch im Vergewaltigungsfall gegen eine Abtreibung ausspricht. 85 Christival-Teilnehmerinnen hörten sich die Ausführungen von Markus Arnold, dem zweiten Vorsitzenden von "Die Birke" an.

Er zeichnete anhand eines konstruierten Falls - Laura, 23, bekommt ein Kind von ihrem Ex-Mann und will abtreiben - den Lösungsansatz des Vereins nach. Eindeutige Aussage: "Die Abtreibung setzt den negativen Trend fort und löst kein einziges Problem, im Gegenteil. Generell kann Abtreibung keine Idee Gottes sein." Arnold berief sich dabei auf das fünfte Gebot.

Während Arnold im CCB referierte, versuchten vor dem AWD-Dome 34 Demonstranten den Zugang zum Christival-Gelände zu blockieren. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift: "Mein Bauch gehört mir." Die Gruppe wurde von Polizeifahrzeugen und Beamten eingekesselt, später einzeln durchsucht und vorübergehend festgenommen.

Auch zwischen Marktplatz und Dom fand eine Kundgebung statt, zu der das Bündnis "NoChristival" aufgerufen hatte. Hier waren es um die 200 Teilnehmer, es blieb indes friedlich . "Wir sind gegen Sexismus, gegen die Homophobie eines christlichen Fundamentalismus", rief eine Rednerin in das Mikrofon. Hier ging es zum Teil aber auch ganz grundsätzlich gegen Religion. Mit Beamten und Fahrzeugen hatte die Polizei einen - wie es hieß - Sichtschutz in Richtung Christival-Bühne auf dem Marktplatz gebildet. Zu einem Kontakt von Christival-Teilnehmern und Demonstranten kam es nicht.

Bereits am Freitagabend hatten Demonstranten Veranstaltungen gestört, zunächst in der Martinikirche und später auf dem Marktplatz (siehe den unten stehenden Bericht).

Ein weiteres umstrittenes Seminar zum Thema Homosexualität war zwar bereits im Januar aus dem Programm genommen worden, am Rande des Christivals machten die Organisatoren gestern dennoch ihre Positionen deutlich. Der Offensive Junger Christen (OJC) und dem Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) war vorgeworfen worden, Homosexualität als therapierbar und damit als Krankheit einzustufen. Christl Vonholdt, Leiterin des Instituts gestern: Die Nachfolge Jesu könne nur in zwei Formen gelebt werden, in der "treuen Ehe zwischen Mann und Frau" und in der Enthaltsamkeit. "Das ist unsere Überzeugung, ich sehe keinen Grund, davon abzuweichen."

Der OJC-Vorsitzende Dominik Klenk äußerte sich nicht so eindeutig: Die Frage von Homosexualität und Christ-Sein könne nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden. Zwischen den Zeilen indes war Klenks Position wahrzunehmen. "Der Glaube ist die Kraft zur Veränderung." Und bezogen auf Homosexualität sagte er sinngemäß, er habe erlebt, dass sich Menschen von Sünde frei gefühlt hätten, die ihre sexuelle Ausrichtung abgelegt hätten. Die Vertreter von OJC und DIJG betonten, es müsse für Homosexuelle das Recht auf Veränderung geben. Vonholdt machte deutlich: "Es gibt keine besseren oder schlechteren Menschen."

© Bremer Tageszeitungen AG



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