9.10.2007

Spontanes Fußballspiel am Sielwall eskaliert
Gaststätte "Schweinske" mit Flaschen und Steinen beworfen / Kritik an Polizei: Langes Warten

Von unserer Redakteurin
Elke Gundel

 
 
Die Polizei räumt die Sielwall-Kreuzung, nachdem ein "Fußballspiel" in Gewalt und SAchbeschädigung gemündet ist. Foto: Holling
   
BREMEN-MITTE. Wieder hat es die Gaststätte "Schweinske" am Sielwall getroffen. Doch weder Polizei noch der Geschäftsführer des Lokals gehen davon aus, dass sich die Aktion in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag auf der Sielwall-Kreuzung gezielt gegen das Restaurant richtete. "Wäre die Polizei früher da gewesen, wäre nichts passiert", sagt der Geschäftsführer.Gegen 24 Uhr, berichtet einer seiner Mitarbeiter, habe sich eine Menschenmenge auf der Kreuzung gesammelt.

Vielleicht 100 Leute hätten ein spontanes Fußballspiel veranstaltet und "Ball hochhalten" gespielt. Laut Polizei waren vor allem Fußball-Fans in der Menge, aber auch Jugendliche aus der "HipHop-Szene" und "Anhänger der sogenannten linken Szene", die sich zum Teil vermummt hatten.

"Erst war es friedlich und auch witzig", erzählt der "Schweinske"-Mitarbeiter. Doch nach etwa einer dreiviertel Stunde seien Autonome aufgetaucht; die Stimmung kippte. "Die haben sich gegenüber aufgestellt und nur noch gegen die Gaststätte geschossen." Erst flog nur ein Ball, dann folgten Flaschen, Papierkörbe und Steine. Die Gaststätte alarmierte die Polizei. Da war es nach den Worten des Geschäftsführers etwa 0.45 Uhr. Gegen 1.40 Uhr sei die erste Scheibe des Lokals zu Bruch gegangen.

Erst kurz vor 2 Uhr sei die Polizei angerückt, habe die Kreuzung abgesperrt und dem "Zielschießen" ein Ende bereitet. Mindestens achtmal, so die Bilanz der Gaststätten-Beschäftigten, hätten sie in der Zwischenzeit über Notruf die Polizei gedrängt, Hilfe zu schicken.Der Geschäftsführer des "Schweinske" will sich nun mit der Polizeiführung in Verbindung setzen. Er könne zwar verstehen, dass die Beamten erst genug Einsatzkräfte zusammentrommeln müssen und nicht mit nur einem Streifenwagen vorfahren können, um 100 Menschen in die Schranken zu verweisen.

"Aber es kann doch nicht angehen, dass die über eine Stunde brauchen, um herzukommen", kritisiert er.Auch die Polizisten bekamen bei dem Einsatz einiges ab. Als sie die Kreuzung räumten, wurden sie aus der Menge mit Flaschen und Steinen beworfen. Drei Streifenwagen wurden beschädigt. So wurde bei einem Einsatzauto ein Reifen zerstochen, sagt Polizeisprecherin Franka Haedke. Der Einsatz war erst gegen 4 Uhr zu Ende. Insgesamt wurden drei Personen in Gewahrsam genommen.

Gegen sie werde wegen Landfriedensbruchs ermittelt.Das "Schweinske" ist gestern nicht zum ersten Mal Opfer von Übergriffen geworden. Mitte Juni wurden die Scheiben laut Polizei mit Ausdrucken von Bildern aufgehängter und eingesperrter Schweine beklebt. Ende Juli wurde die Fassade in roter Farbe mit Sprüchen wie "Mörder" und "Kampf dem Tiermord überall" beschmiert. Mitte September flog mindestens ein Farbbeutel mit oranger Farbe gegen das Lokal.

Auch die "Kapelle", die Vorgänger-Gaststätte des "Schweinske" am Sielwall-Eck, hatte bereits unter Übergriffen unter anderem von Punkern zu leiden.Der Geschäftsführer des "Schweinske" will die Angriffe auf sein Restaurant jedoch nicht hochspielen. "Wenn die Polizei massive Präsenz zeigt, ist Ruhe", ist er sicher. Er selbst mag die Lage am Sielwall-Eck: "Das ist die bekannteste Kreuzung der Stadt."

© Bremer Tageszeitungen AG



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