11.9.2007

Konfliktlinie vor der Klausurtagung
CDU will in Visselhövede zur Oppositionsrolle finden

Von unserem Redakteur
Wigbert Gerling

 
 
CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp. Foto: dpa
   
BREMEN. Quo vadis CDU? Wohin geht die Reise? Geografisch geht sie am Freitag nach Visselhövede, wo die Christdemokraten zu einer Klausurtagung zusammenkommen. Politisch soll dort über die vergangene Wahl und die künftige Oppositionsrolle diskutiert werden. Gleichwohl dreht sich hinter den Kulissen die Partei durch Rivalitäten noch im Kreis."Traurig", gar "erschüttert" hatten Spitzen-Christdemokraten reagiert, als vor einer Woche der Wahlforscher Reinhard Schlinkert vor dem Wirtschaftsrat der CDU die Lage der Bremer Partei geradezu schonungslos dargelegt hatte.

Hätten einst über 100 000 Bremerinnen und Bremer ihr Kreuz den Christdemokraten gegeben, seien es jetzt nur noch 70 000. Und auf die Frage, welche Partei am besten zu Bremen passe, hätten 82 Prozent die SPD genannt.Die Analysen direkt nach der Wahl am 13. Mai hatten gezeigt, dass der treue Wählerstamm der CDU überaltert ist.

Bei Bevölkerungsgruppen unter 60 erreichten die Christdemokraten manchmal schon nicht mehr das Niveau der Grünen. Der Bremer Politikwissenschaftler Stefan Luft hatte diagnostiziert, die CDU-Bremen sei keine Volkspartei mehr, sondern nur noch eine "20-Prozent-Milieu-Partei".

Er forderte gestern im Vorfeld der Klausur eine "breit angelegte innerparteiliche Diskussion", bei der auch externe Fachleute einbezogen werden sollten."Hoffentlich wird in Visselhövede nicht einfach alle Schuld dem Spitzenkandidaten Thomas Röwekamp zugeschoben - und Ende der Diskussion", lautete gestern die Sorge eines Christdemokraten aus der Führungsebene.

Die Veränderungen an der Fraktionsspitze mit Röwekamp, Rita Mohr-Lüllmann und Heiko Strohmann hätten der Partei gewiss gut getan. Und in der Reihe dahinter gebe es beispielsweise mit dem Wirtschaftsdeputierten Andreas Jacobsen und dem Innenpolitiker Wilhelm Hinners neue Leute, die für frischen Wind sorgten.

Folgt man den Signalen aus der Partei, dann ist die Veränderung an der Fraktionsspitze allerdings noch immer gut für Grabenkämpfe. Bremen-Nord gegen Bremen-Stadt - dies sei unverkennbar die Konfliktlinie. Hintergrund: Der Nordbremer Helmut Pflugradt musste seine Funktion in der Fraktionsspitze räumen. Er habe sich, wie es heißt, damit aber noch nicht abgefunden.

Jedenfalls wird raumgreifend in der Partei bestätigt, dass er - angeblich vor allem flankiert von den Ex-Senatoren Jörg Kastendiek und Ronald-Mike Neumeyer aus Bremen-Nord sowie dem Abgeordneten Michael Bartels - der neuen Führung immer noch Sorgen bereite.Wegweisung in Visselhövede? Es gibt noch die Hoffnung, dass sich Parteigliederungen - Junge Union, Frauen-Union - mit Positionspapieren in die Diskussion einmischen. Und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich im Vorfeld der ehemalige Senator Jens Eckhoff noch mit deutlichen Reformvorschlägen zu Wort meldet.

© Bremer Tageszeitungen AG



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