23.7.2007

"Persönlich verletzt und betroffen"
Ex-Sozialsenatorin Karin Röpke über Vorurteile und die Debatte um ihren neuen Posten im Parlament

 
 
Die frühere Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD). Foto: Stoss
   
BREMEN. Dass die frühere Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) Anfang August Direktorin der Bremischen Bürgerschaft werden soll, hat heftige Reaktionen in der Politik und in der Bevölkerung hervorgerufen. Wie sie die aktuelle Debatte wahrnimmt und welche Ziele sie verfolgt, darüber sprach sie mit unserem Redakteur Michael Brandt

Frage: Als Sie vor dem Hintergrund des Todes des kleinen Kevin zurückgetreten sind, hätten Sie sich da vorstellen können, wieder ein politisches Amt zu übernehmen?

Karin Röpke: Nein, das hätte ich mir nicht vorstellen können. Für mich würde auch nicht in Frage kommen, wieder ein Amt wie das einer Senatorin zu übernehmen. Diese Erfahrung habe ich gemacht...

Viele sehen im jetzigen Besetzungsverfahren ein Beispiel für Parteienfilz und für die Versorgung altgedienter Genossen. Andere erinnern an die Untersuchungsausschüsse, stellen eine Verbindung zum Fall Kevin und zum Klinkskandal her. Wie haben Sie die öffentliche Debatte der vergangenen Tage wahrgenommen?

Ich empfinde das als schwierig. Die Diskussion zeigt, dass sich Politikerinnen und Politiker stark mit Vorurteilen auseinandersetzen müssen. Es ist nicht einfach zu vermitteln, dass Politiker für das Gemeinwohl arbeiten. Einiges von dem, was ich lesen musste, hat mich persönlich verletzt und betroffen gemacht.

Was zum Beispiel?

Die politische Verantwortung im Fall Kevin habe ich übernommen. Das habe ich gemacht, weil es mich erschüttert hat. Verletzt fühle ich mich, wenn sehr schnell geurteilt und nicht gesehen wird, wenn sich eine Frau wie ich viele Kompetenzen angeeignet hat und diese wieder einbringen möchte.

Haben Sie angesichts dessen an den vergangenen Tagen auch daran gedacht, den neuen Job nicht anzutreten?

Man kommt manchmal an eine Grenze, wo man sich fragt, ob man sich das alles antun möchte. Ich habe mit Reaktionen gerechnet. In dieser Heftigkeit - und teilweise sehr unfair - habe ich das aber nicht vorhergesehen.

Sie haben begonnen, sich eine neue berufliche Existenz aufzubauen, in einem Beratungsunternehmen, sich dann aber doch zur Rückkehr in den öffentlichen Dienst entschieden.

Ich bin ein Typ, der sehr gern mit Menschen arbeitet, der gern gestaltet. Deshalb habe ich dieser Arbeit den Vorzug gegeben.

Warum wollten Sie Direktorin der Bremischen Bürgerschaft werden? Wie lauten ihre Ziele?

Ich bin gefragt und gebeten worden. In der Tat finde ich, dass es eine reizvolle Aufgabe ist, gemeinsam mit den Abgeordneten das Parlament weiter zu stärken und in der Öffentlichkeit zu verankern. Wir müssen die Menschen stärker dafür interessieren, was die Abgeordneten im Parlament tun. Wir wollen zum Beispiel weiter mit Jugendlichen in Kontakt kommen und das Parlament lebendiger gestalten. Das geht nur gemeinsam mit dem Bürgerschaftsvorstand und dem Präsidenten. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es geht aber auch ganz schlicht um die Verwaltung des Hauses der Bürgerschaft. Wir müssen auch nach Innen die Kommunikation und die Transparenz stärken.

Gibt es da ein Defizit?

Offensichtlich.

© Bremer Tageszeitungen AG



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