27.3.2007

Bagis fürchtet einen personellen Aderlass
84 Zeitverträge enden 2007 / Jeder achte Job betroffen

Von unserem Redakteur
Krischan Förster

 
 
Foto: Jochen Stoss
   
BREMEN. Die Bagis kommt nicht zur Ruhe. Nachdem der Landesrechnungshof erst vor wenigen Wochen Mängel und Fehler aufgedeckt hatte, droht nun ein gravierendes personelles Problem: Im Laufe dieses Jahres enden etliche Zeitverträge - dann muss fast jeder achte Bagis-Mitarbeiter gehen. Bis die Stellen neu besetzt sind, dürfte sich die schon jetzt häufig kritisierte Beratungsqualität noch einmal deutlich verschlechtern.Das wird selbst bei der Bagis (Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales) so gesehen.

Die Behörde, die sich seit der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Jahr 2005 um rund 74 000 Hartz-IV-Empfänger kümmert, verliert in diesem Jahr 84 ihrer gut 700 Mitarbeiter, weitere 92 im Folgejahr. Leute, die bestens mit den gesetzlichen Vorgaben, den Arbeitsabläufen und den Nöten der Betroffenen vertraut sind. "Wenn wir diese Kollegen verlieren, wirft uns das weit zurück", räumt Bagis-Sprecherin Angelika Wessel ein. "Die Beratungsqualität würde spürbar leiden."Schuld an diesem Dilemma, das bundesweit viele Arbeitsgemeinschaften trifft, ist die personelle Zusammensetzung.

Beide Bagis-Träger, die Agentur für Arbeit und das damalige Sozialamt, hatten seinerzeit Mitarbeiter zur Bagis abgeordnet. Außerdem wurden dauerhaft ehemalige Mitarbeiter von Telekom, Post und Bahn per "Amtshilfe" entliehen. Zusätzlich gab es befristete Neueinstellungen, um den immensen Verwaltungs- und Beratungsbedarf abzudecken. Für 84 Stellen enden jetzt die Verträge - unwiderruflich. "Eine Bundesregelung beschränkt solche Arbeitsverhältnisse leider auf maximal zwei Jahre", erklärt Wessel.Ein Ausweg ist noch nicht in Sicht.

Einmalig hatte der Bund einen Nachschlag in seinem Etat für die Bundesanstalt für Arbeit gewährt. Bundesweit reichte das für 4000 Stellen, Bremen aber bekam laut Petra Kodré, Sprecherin der Sozialbehörde, lediglich eine Hand voll ab. Selbst wenn ab Sommer frei werdende Stellen wieder besetzt würden, "müssten die neuen Leute sich erst einarbeiten", sagt Bagis-Sprecherin Wessel.Dabei kämpfen die Bremer Berater noch immer damit, das empfohlene Betreuungsverhältnis überhaupt zu erreichen.

Bei der Auszahlung von Leistungen stimmt die Quote halbwegs. Bei Fördermaßnahmen muss sich ein Berater aber um 180 Fälle kümmern - 30 mehr als Experten für angemessen halten. Im Dezember wurden deshalb noch einmal 50 neue Mitarbeiter eingestellt. Der befürchtete personelle Aderlass könnte alle Anstrengungen konterkarieren.Das Problem ist erkannt. "Am liebsten würden wir die bewährten Mitarbeiter behalten", sagt Wessel. Über mögliche Entfristungen wird auf Bundesebene bereits diskutiert. Nach Ostern ist zudem ein Spitzengespräch angesetzt, bei dem es laut Kodré um eine "bremische Lösung" gehen soll.

© Bremer Tageszeitungen AG



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