15.12.2006

Die Crux mit den Ein-Euro-Jobs
Arbeitnehmerkammer fordert Kursänderung

Von unserer Redakteurin
Rose Gerdts-Schiffler

BREMEN. Rund 19 500 Langzeitarbeitslose leben im Land Bremen. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihr Anteil um 6,7 Prozent gestiegen. Dramatische Zahlen, die nach Ansicht der Arbeitnehmerkammer Bremen eine radikale Kursänderung in der Arbeitsmarktpolitik notwendig machen. Dabei habe auch das kleinste Bundesland Möglichkeiten, kräftig umzusteuern.Zurzeit werden gerade die Haushalte der Bagis (Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales) und ihrem Bremerhavener Pendant "Arge" aufgestellt. Bislang setzte die Bagis ihren Schwerpunkt auf Ein-Euro-Jobs. Im Jahr 2005 waren es immerhin knapp 90 Prozent aller öffentlich geförderten Beschäftigungen.Auch in diesem Jahr gehörte das Gros der wieder in Arbeit gebrachten Bremer, nämlich 5000 Menschen, zu den Ein-Euro-Jobbern, 500 erhielten eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und 100 eine öffentlich geförderte Stelle, für die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung gezahlt wurden. Die von Teilen der Politik so hoch gelobten Ein-Euro-Jobs haben nach Ansicht des Hauptgeschäftsführers der Arbeitnehmerkammer, Hans Endl, gleich mehrere Nachteile. So haben die Beschäftigten im Krankheitsfall weder Anspruch auf Lohnfortzahlung, noch geben sie ihnen eine echte Chance, nach sechs Monaten wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln.Deutlich besser sehe es bei Arbeitslosen aus, die an längerfristigen Weiterbildungen mit anerkannten Abschlüssen oder in einem Betrieb teilnahmen. Das Ziel der Hartz-Gesetze, die Zahl der Langzeitarbeitslosen zu reduzieren, sei gescheitert. Die Kammer plädierte dafür, mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse statt Ein-Euro-Jobs zu fördern. Sie würden den Betroffenen eine Tätigkeit in einem würdigen Arbeitsrechtsverhältnis vermitteln.Bremen sollte sich daher neben einer anderen Prioritätensetzung als Modellregion bewerben, um - an dem aktuellen Gesetzeskorsett vorbei - leichter neue Wege beschreiten zu können.

© Bremer Tageszeitungen AG



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