29.11.2006

Alles andere als friedlich
Nach NPD-Demo: Die Polizei präsentiert Videobilder mit gewalttätigen Autonomen

Von unserer Redakteurin
Rose Gerdts-Schiffler

BREMEN. Die Vorwürfe nach der NPD-Demo am 4. November wogen schwer: Die Polizei habe unverhältnismäßig reagiert, friedliche Gegendemonstranten mit Pfefferspray überzogen und einzelne Teilnehmer misshandelt. Auf einer Pressekonferenz zeigte der zuständige Polizeiführer gestern Videoausschnitte und bot den Medienvertretern an, weiteres Material zu sichten.Viele Stunden lang, so Stefan Kiprowski, habe die Polizei nach der NPD-Demo und dem Durchbruch einer Polizeisperre von rund 600 Autonomen an der Grasberger Straße in Gröpelingen Film und Tonmaterial gesichtet und ausgewertet. Ein Fehlverhalten von Bremer Beamten oder von Polizisten aus anderen Bundesländern sei darauf nicht zu erkennen gewesen. Richtig sei, dass mehrfach Pfefferspray eingesetzt wurde. Aber: "Der Aufzug des schwarzen Blocks mit 600 meist vermummten jungen Leuten war alles andere als friedlich", betonte Kiprowski.Die Aufnahmen zeigen, wie eine Polizeisperre die Grasberger Straße abriegelte. Sie war errichtet worden, um eine Pufferzone zwischen NPD-Demonstranten und Gegendemonstranten zu gewährleisten. Das Oberverwaltungsgericht hatte die von der Polizei gewünschte Pufferzone noch am Morgen des 4. Novembers bestätigt.Während Beamte über Lautsprecher die mehrere tausend Menschen zählende Menge aufforderte, stehen zu bleiben und dies auf den Filmausschnitten auch rechtlich begründete, hielten die Sprecher in dem Lautsprecherwagen der Gegendemonstranten dagegen: "Wir sind ganz viele. Und wir sind entschlossen. Wir kommen auf jeden Fall durch. Koste es, was es wolle." Minuten später drängte die Gruppe Vermummter so stark gegen die Kette, dass die Beamten weichen mussten, mehrere von ihnen stürzten zu Boden. Zahlreiche Demonstranten rannten über sie hinweg. "Die Berliner Beamten setzten Pfefferspray ein, um ihre Kollegen aus Bayern wieder hochziehen zu können. So eine Situation ist kein Spaß", betonte Kiprowski.Auf anderen Bildern sind Demonstranten zu sehn, die Polizisten von hinten treten und sofort wieder in der Menge verschwinden. "Zivile Kräfte haben solche Täter vom Rand des Geschehens beobachtet und später versucht, sie festzunehmen." Für Unbeteiligte müsse eine derartige Festnahme natürlich willkürlich aussehen, sagte Kiprowski. Ausdrücklich bedankte sich der Polizeiführer bei den vielen Demonstranten, die an der Sperre stehen geblieben waren oder nach einigem Zögern dem "schwarzen Block" zwar hinterhergingen, aber dabei friedlich blieben.Bis heute liege keine einzige Anzeige gegen Einsatzkräfte vor, unterstrich Stefan Kiprowski. Einzige Ausnahme: die Anzeige eines Unbeteiligten bei der Staatsanwaltschaft. Der Mann bezieht sich auf Videomaterial, das im Internet verbreitet wird.

© Bremer Tageszeitungen AG



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