24.11.2006

"Zu wenig Geld für Weiterbildung Arbeitsloser"
Grüne kritisieren Ausgabenpolitik der Bagis / Planungen für die Zukunft seien aber besser

Von unserem Redakteur
Bernd Schneider

BREMEN. Bremen gibt zu viel Geld für Ein-Euro-Jobs und zu wenig für die Qualifikation Langzeitarbeitsloser aus. Das wirft die Grüne Silvia Schön der Bagis vor, die gestern wie angekündigt ihre Jahreszahlen (bis Mitte November) offen gelegt hat.Die Bagis (Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales, zuständig für alle arbeitsfähigen Langzeitarbeitslosen in der Stadt Bremen) hat nach eigenen Angaben 56 Millionen Euro im laufenden Jahr ausgegeben. Davon sind fast 28 Millionen Euro in die Finanzierung von Ein-Euro-Jobs (auch Integrations- oder Injobs genannt) geflossen und 6,4 Millionen für die "berufliche Weiterbildung" von Bremern, die Arbeitslosengeld (Alg) II beziehen.Aus Sicht der Grünen ist das ein eklatantes Missverhältnis: "50 Prozent der Mittel gehen in Injobs, aber nur elf Prozent in berufliche Weiterbildung", kritisiert Schön. Mehr als jeder zweite Langzeitarbeitslose habe keine abgeschlossene Berufsausbildung. Schön: "Langzeitarbeitslose brauchen Qualifizierung statt Beschäftigungstherapie." Mit der Weiterbildung sei die Bagis zudem hinter eigenen Planungen zurückgeblieben, kritisierte die Grünen-Abgeordnete. Nach Bagis-Zahlen sollten 2006 über 2200 Alg-II-Empfänger weitergebildet werden. Tatsächlich seien es bislang nur 1600. Die Zahlen zeigen auch, dass die Qualifikationen offenbar teurer sind als erwartet: Trotz geringerer Teilnehmerzahl hat die Bagis mehr als die ursprünglichen vorgesehenen sechs Millionen Euro ausgegeben. Nach Bagis-Angaben war zudem jeder dritte Teilnehmer einer Weiterbildung eine Frau, zwei Drittel waren Männer.Ihr Budget für 2007 habe die Bagis noch nicht vorgelegt, sagte Schön. Im zuständigen Deputationsausschuss habe die Bagis gestern jedoch ein Umdenken signalisiert: "Weniger Injobs, mehr sozialversicherungspflichtige Stellen und mehr Weiterbildung." Sollte sich diese Tendenz durchsetzen, so Schön abschließend, wäre das "ein Schritt in die richtige Richtung".

© Bremer Tageszeitungen AG



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