26.10.2006

Kevins Tod ist noch lange nicht geklärt
Spezialisten aus ganz Deutschland beteiligen sich an Untersuchungen / Personalrat meldet sich zu Wort

Von unserer Redakteurin
Rose Gerdts-Schiffler

BREMEN. "Kevin starb keines gewaltsamen Todes." Die Nachricht sorgte Ende vergangener Woche für Schlagzeilen. Tatsächlich steht die Todesursache noch gar nicht fest. Darauf verwies der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Frank Passade, jetzt auf Nachfrage. "Wir gehen von einem nicht natürlichen Tod aus." Nach Recherchen unserer Zeitung kann zum jetzigen Zeitpunkt lediglich festgestellt werden, dass der zweijährige Kevin weder erschossen, erstochen noch erschlagen wurde. Offen ist weiterhin, ob Kevin die zahlreichen Knochenbrüche am ganzen Körper , die Rechtsmediziner bei der Obduktion festgestellt hatten, noch zu Lebzeiten zugefügt worden waren. Experten sollen zudem definitiv ausschließen, dass der kleine Junge in der Wohnung in Gröpelingen verhungert ist.Alles andere ist noch unklar. Doch sowohl die Auffindesituation - der kleine Leichnam lag im Kühlschrank des Vaters - als auch seine multiplen Verletzungen seien Anhaltspunkte für einen "nicht natürlichen Tod". Nach Informationen unserer Zeitung sind neben den Bremer Experten Spezialisten und Rechtsmediziner aus der gesamten Bundesrepublik mit der Frage beschäftigt, wie der kleine Junge zu Tode kam. Der in Haft sitzende Vater schweigt weiterhin.Mit einer Pressemitteilung hat sich unterdessen der Gesamtpersonalrat des Öffentlichen Dienstes zu Wort gemeldet. "Die Beschäftigten bedauern den tragischen Tod von Kevin zutiefst. Die Verantwortlichen werden die Konsequenzen zu tragen haben. Wir (...) warnen aber vor Vorverurteilungen und pauschale Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Amtes für Soziale Dienste." Belastende Arbeitsbedingungen wie Zeitdruck, hohe Einsparerwartungen, restriktive Vorgaben und Personalkürzungen dürften bei der Debatte nicht außer Acht gelassen werden. Notwendig seien ausreichend qualifiziertes Personal und finanzielle Handlungsspielräume. Fazit: "Die bremische Kürzungspolitik muss dringend überdacht werden."

© Bremer Tageszeitungen AG



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