27.9.2006

Keine echte Chance auf Vermittlung?
Grüne fordern Abkehr vom Instrument der 1-Euro-Jobs

Von unserem Redakteur
Michael Brandt

BREMEN. Das Modell der 1-Euro-Jobs (oder neu In-Jobs) ist nach Ansicht der Bremer Grünen gescheitert. Silvia Schön, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion, beruft sich auf eine ausführliche Senatsantwort zu diesem Thema und sagt: "Wir haben uns die Frage gestellt, ob es durch 1-Euro-Jobs eine echte Vermittlungschance auf den Arbeitsmarkt gibt." Ergebnis laut Schön: Nein, es gibt sie nicht.Mit Stichtag vom 30. Juni dieses Jahres haben in Bremen genau 3740 Frauen und Männer einen 1-Euro-Job bekleidet. Rund 17 Prozent schaffen demnach den Übergang in den ersten Arbeitsmarkt, machen eine Ausbildung oder übernehmen einen staatlich geförderten Job. So ist es der detaillierten Auflistung des Senats zu entnehmen. Schön ist indes trotz der Informationsfülle unzufrieden: "Eigentlich wissen sie nichts, aber das haben sie gut kaschiert."Was die Grünen zum Beispiel monieren ist, dass die 1-Euro-Jobs ursprünglich für Menschen gedacht gewesen seien, bei denen mehrere Gründe gegen eine Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt sprechen. Zum Beispiel das Alter oder die lange Arbeitslosigkeit. Laut Silvia Schön werden die Jobs tatsächlich aber in 70 Prozent der Fälle an Betroffene gegeben, die nur ein so genanntes Vermittlungshemmnis aufweisen: eine mangelnde oder fehlende Berufsausbildung. Aus ihrer Sicht wäre es deshalb wesentlich sinnvoller, in Qualifizierung zu investieren statt in die Billigjobs.Ihrer Kenntnis nach wird in der Statistik eine Vermittlung über einen Zeitraum von acht Tagen bereits als Integration in den Arbeitsmarkt gewertet. Dabei kann es sich zum Beispiel um eine kurzzeitige Tätigkeit im Baugewerbe oder im Landschaftsbau handeln. Sinnvoller wäre es, als Maßstab eine Beschäftigung von einem halben Jahr anzulegen, so Schön. Sie vermutet deshalb: "Man versucht Erfolge zu vermelden, wo keine Erfolge sind."Überhaupt schlägt die Bürgerschaftsabgeordnete vor, die 1-Euro-Jobs nur noch als arbeitsmarktpolitisches Ausnahme-Instrument beizubehalten. Es sei für Menschen geeignet, die etwa eine Tagesstruktur bräuchten, um wieder Fuß zu fassen. Ansonsten halten die Grünen die Schaffung von drei sozialversicherungspflichtigen Jobs anstelle von vier In-Jobs für sinnvoll. Dies würde sich ihrer Ansicht nach auch für die öffentliche Hand rechnen.

© Bremer Tageszeitungen AG



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